Das Reich und die Herrlichkeit
USA 2001, Laufzeit: 90 Min.
Regie: Michael Winterbottom
Darsteller: Peter Mullan, Wes Bentley, Milla Jovovich, Nastassja Kinski, Sarah Polley, Julian Richings, Sean McGinley, Marie Brassard, Phillipa Peak, Shirley Henderson, David Lereaney, Kate Hennig, Fernando Davalos, Marc Hollogne, Ron Anderson, Marty Antonini
Kalifornien 1867. 20 Jahre nach dem großen Goldrausch kann der Ire Daniel Dillon (Peter Mullan) in Kingdom Come auf ein erfolgreiches Leben zurückblicken. Doch Glück und Freude dauern nicht lange, denn hier hoch oben in der verschneiten Sierra Nevada holen ihn der unaufhaltsame Fortschritt als auch ein düsteres Kapitel seiner Vergangenheit ein. Ein paar Menschen, die an einem kalten Wintertag in Kingdom Come ankommen, werden sein Schicksal bestimmen: Der Landvermesser Donald Dalglish (Wes Bentley) mit seiner Crew sollen im Auftrag der Central Pacific Railroad darüber entscheiden, ob Kingdom Come der rechte Anliegeplatz für die neue Bahnlinie ist - und seine Entscheidung wird den mächtigen Geschäftsmann, dem die ganze Stadt gehört, zerstören. Und die beiden Frauen, die ebenfalls ankommen, wollte Daniel Dillon in seinem Leben nicht mehr sehen: Elena und Hope Dillon (Nastassja Kinski, Sarah Polley). Seine Ehefrau und deren kleine Tochter hatte er damals für einen Beutel Nuggets und eine Goldmine an einen Saufkumpanen verkauft, den unermeßlichen Reichtum hatte der mächtige Claim-Baron damals mit diesem Schandgeld besiegelt. Jetzt kommt die zu Tode erkrankte Elena mit der Tochter zurück, in der Hoffnung, dass der Vater für das gemeinsame Kind etwas tut. In dem harten Geschäftsmann regt sich ein Herz: Er heiratet Elena noch einmal und macht seine Tochter zur Erbin. Doch für ein spätes Glück ist es längst zu spät, sowohl für Elena als auch für ihn - und so nimmt das Schicksal seinen unerbittlichen Lauf. Vor allem ist da noch Lucia (Mila Jovovich), die den Saloon führt und mit Dillon liiert ist, sie läßt sich mit Goldbarren auszahlen und wird zur Herrin der neuen Stadt werden, die an der Bahnlinie aufgebaut wird.Dieser Wilde Westen mit seiner gedämpften Goldgräberstimmung wirkt hier sehr düster, die Farben sind oft bis ins Schwarzweiß reduziert (Kamera: Alwin Kuchler), die Hauptrollen sind nicht mit den üblichen Stars besetzt. Wie hier die Handlung in einer sperrig unemotionalen Weise entfaltet wird, das gibt diesem düsteren Film eine seltsam eigenwillige Stimmung. Der Brite Michael Winterbottom entdeckt mit seiner Ballade den amerikanischen Western neu und erinnert nicht nur an Robert Altmans hinreißend schönen Schneewestern "McCabe und Mrs. Miller", sondern in vielen Zügen auch an Michael Ciminos legendäres Epos "Heavern's Gate", ohne dessen gedankliche Tiefe zu erreichen. Wir begegnen der Sierra Nevada im kalten Winter 1867, als die europäische Besiedlung erneut voll in Gang gerät und die Eisenbahngesellschaften das Schienennetze quer durch den amerikanischen Kontinent vorantreiben. Die Menschen, die sich hier hoffnungvoll niederlassen, kommen aus Schweden und Irland, aus Polen und Portugal und die Sprache, die man hier hört ist ein kurioses, unterschiedlich akzentuiertes Englisch. Nach "Jude - Herzen in Aufruhr" hat Winterbottom seinen zweiten Film nach einem Buch von Thomas Hardy gedreht, im Hintergrund hört man eine erstaunlich dezente Musik von Michael Nyman.
(Heiko R. Blum)
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