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Der alte Affe Angst
Deutschland 2003, Laufzeit: 92 Min., FSK 16
Regie: Oskar Roehler
Darsteller: André Hennicke, Marie Bäumer, Vadim Glowna, Christoph Waltz, Catherine Flemming, Herbert Knaup, Nina Petri, Ralf Bauer, Jutta Hoffmann, Eva Habermann, Ingrid van Bergen, Hilde Van Mieghem, Hermann Beyer

Was machen, wenn sich das Begehren aus der Beziehung verabschiedet, der thrill nicht mehr da ist? Diese Frage müssen sich Marie und Robert gleich zu Beginn des Films stellen bzw. lauthals an den Kopf schmeißen. Die Ärztin Marie liebt Robert, der Regisseur Robert liebt Marie. Aber Robert begehrt Marie nicht mehr - sie haben seit einem halben Jahr keinen Sex mehr und das Problem wird groß und größer. Robert geht zu einem Psychiater und beginnt seine Psyche zu zerlegen, Marie gibt sich weiter der Hoffnung auf Besserung hin, handelt aber auch ganz pragmatisch in Sachen Schule der Erotik. Aber nichts hilft: Marie fühlt sich zunehmend zurückgestoßen, Robert hingegen fühlt sich in die Enge getrieben. Er flüchtet zu Prostituierten und das Drama um die Rettung einer Liebe nimmt seinen Lauf. Was in der knappen Nacherzählung sehr alltäglich klingt ist es auch. Oliver Roehler (Die Unberührbare) untersucht in seinem neuen Film ein Standardproblem heutiger Liebesbeziehungen, in denen die Rollen klar verteilt sind: die Frau kämpft darum, begehrt zu werden und sie kämpft für die Beziehung, der Mann unterliegt seinen Trieben und erstarrt schuldgefühlbelastet bzw. neigt zu treuelosen Aktionen. Da sich dies hier im Rahmen einiger anderer belastender Ereignisse (der Tod von Roberts Vater - Vladim Glowna - und des ungeborenen Kindes) abspielt, führt die Geschichte zunächst zielstrebig und nicht ganz so alltäglich, dafür aber um so publikumswirksamer in die Katastrophe. Die Reaktionen der Protagonisten wirken im Verlauf der Handlung nicht immer nachvollziehbar (auch die unscharfen Verweise auf eine Vorgeschichte helfen da nicht immer weiter) und man muss mit Roehler nicht übereinstimmen, dass die lauteste Auseinandersetzung auch immer die eindringlichste ist. Doch der Film schlägt häufig auch leisere Töne an und vermittelt die Gewichtigkeit des Problems deutlich. Dass dies zum großen Teil der Verdienst der Schauspieler ist, ist bei deren Powerplay kein Wunder: André Hennicke spielt äußerst überzeugend den kindlich-hilflosen Intellektuellen und Marie Bäumer kann hier (und demnächst gleich noch mal in der ebenfalls unorthodoxen Liebesgeschichte Adam & Eva) endlich zeigen, dass wesentlich mehr in ihr steckt als Manitus Schuh.

(Christian Meyer)

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