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Der rote Elvis
Deutschland 2007
Regie: Leopold Grün
Darsteller: Sprecher: Nils Düwell

Meine Meinung zu diesem Film

Sozialistischer Cowboy
Colonia (683), 28.06.2008

Dieser Film ist keine Biografie Dean Reeds. Er klammert Reeds Herkunft, seine Anfänge als Sänger und Schauspieler in den USA und seine erste Ehe komplett aus. "Der rote Elvis" ist vielmehr das Nachspüren der Wirkung des merk- und denkwürdigen US-Amerikaners Reed.

Der war nämlich zum Beispiel in Südamerika ein gefeierter Protestsänger, in Chile Allende-Unterstützer und wird dort bis heute von Teilen der Bevölkerung als Held verehrt. Er war auch ein Idol ungezählter zumeist junger Menschen im Ostblock, bereiste mit der Gitarre im Gepäck die Sowjetunion und mit der Kalaschnikow den Libanon, sprach und sang vom Weltfrieden, von sozialer Gerechtigkeit und "wusch" gerne mal medienwirksam die amerikanische Flagge. Die drei bis vier Amerikaner, die überhaupt schon einmal seinen Namen gehört haben, hassen ihn bis heute dafür.

Als "Mr. Simpatico" 1972 in die DDR zog, dort zum zweiten und später dritten Mal heiratete, gab er nicht seine Freiheit auf. Er wurde von den Oberen gehätschelt, der populäre Protestler mutierte aber mehr und mehr zum Schnulzensänger und B-Movie-Darsteller. Sein Stern sank Anfang der 80-er Jahre. Er wollte in die USA zurückkehren, merkte aber schnell, dass niemand auf den dort unbekannten Ost-Star wartete und blieb also in der DDR, die er mehr und mehr in Frage stellte.

Es gibt zahlreiche filmische Dokumentationen über Dean Reed, jede mit einem anderen Schwerpunkt. Zuletzt hatte der NDR 1993 in einem ausführlichen Porträt versucht, Reeds Leben als Cowboy der DDR nachzuzeichnen, eine weitere Dokumentation aus dem letzten Jahr ist noch unveröffentlicht.

"Der rote Elvis" besticht durch bislang unveröffentlichtes Filmmaterial, Interviews mit prominenten und nicht-prominenten Wegbegleitern, von Egon Krenz bis Armin Müller-Stahl, von Isabel Allende bis zur Ex-Geliebten. Er besticht auch durch seinen unaufgeregten Ton, der frei von Spekulationen, sogar über Reeds Tod ist (fand Eingang ins "Lexikon der prominenten Selbstmörder"; ja, auch sowas gibt's).

Mancher möchte sich über Reed nicht äußern (Manfred Krug, Gojko Mitic), andere dürfen nicht. Renate Blume beispielsweise, Schauspielerin und Reeds letzte Ehefrau, steht unter von Tom Hanks ausgerufener Schweigepflicht und also für Interviews zum Thema nicht zur Verfügung.

So kam Dean Reed vor wenigen Jahren posthum doch noch mal in die Schlagzeilen: Hollywood-Held Tom Hanks hat die Rechte an der Verfilmung von Reeds Leben erworben (nach dem Buch "Comrade Rockstar") und, wie man lesen konnte, für sich die Hauptrolle vorgesehen. Von dem Projekt hört man nichts mehr, und wahrscheinlich ist das gut so.

"Der rote Elvis" hingegen sei jedem angeraten anzuschauen.

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