Dialog mit meinem Gärtner
Frankreich 2007, Laufzeit: 109 Min.
Regie: Jean Becker
Darsteller: Daniel Auteuil, Jean-Pierre Darroussin, Fanny Cotten?on, Alexia Barlier, Hiam Abbass, Elodie Navarre
Ein Maler flieht aus der Großstadt und trifft auf einen Gärtner. Zwei Lebensansichten begegnen und bereichern einander.
Für Daniel Auteuil ist dies der Monat geläuterter Charaktere: Während er in „Mein bester Freund“ als strebsamer Kunsthändler das Zwischenmenschliche noch arg vernachlässigt, ist seine Figur in „Dialog mit einem Gärtner“ zwar schon ein gutes Stück weiter, aber immer noch auf der Suche: Auteuil spielt hier nicht mehr den Kunst-Vermarkter, sondern den Künstler selbst, der der städtischen Metropole entsagt und sich zurückzieht aufs Land. Eine Rückkehr in das Haus seiner Jugend, in die ländliche Idylle. Seine gelegentlichen Ausflüge zu versnobten Vernissagen nach Paris lassen den Grund für seine Landflucht erahnen. Da das Grundstück verwildert ist, engagiert der Maler einen Gärtner (Jean-Pierre Darroussin), der sich als dessen alter Schulfreund entpuppt. Während der Maler nur langsam zur Ruhe findet und ihn seine familiären Probleme bis aufs Land verfolgen, ist der Gärtner bereits mit sich im Reinen, hat eine einfache, aber sehr weise Sicht auf die Dinge. Der Maler ist beeindruckt von der bildhaften Philosophie seines Gegenübers, die einer klassischen Bildung entbehrt und vielmehr auf Lebenserfahrung fußt. Und das ist beileibe nicht bloß bauernschlau. Bei Rotwein im Garten verfallen die beiden Männer in tiefe Gespräche.
Das französischen Kino beweist hier aufs Neue, dass viele Worte nicht schwer wiegen müssen: Regie-Altmeister Jean Becker (69) bleibt nach „Ein mörderischer Sommer“ (1983) und „Ein Sommer auf dem Lande“ (1999) der sommerlichen Hinterland-Idylle treu und erzählt eine dialogreiche, aber erfrischend nachdenkliche Geschichte, die den Kinobesucher zu weiterführenden Gedanken wenn nicht gar Dialogen anregen mag. Die Buchvorlage von Henri Cueco funktioniert sicherlich bereits allein über die wunderbaren Dialoge. Becker aber rahmt die Gespräche darüber hinaus mit wundervollen Naturbildern, oder er unterlegt sie mit schmunzelnden Szenerien, die an die Vergangenheit der beiden Männer erinnern. Ein Sommerfilm, nicht albern, nicht melodramatisch, sondern menschlich.
(Hartmut Ernst)
Der Filmfrühling ist angebrochen
Die erste Jahreshälfte startet mit bedeutenden Filmfestivals – Vorspann 04/25
Filmischer Feminismus
Das IFFF 2025 in Köln – Festival 04/25
Über die Todesangst
„Sterben ohne Gott“ im Filmhaus – Foyer 03/25
Alles für die Musik
Publikumspremiere von „Köln 75“ im Cinenova – Foyer 03/25
Schlechte Zeiten?
Merz im März und ernste Kost im Kino – Vorspann 03/25
Mit Trauer umgehen
„Poison – Eine Liebesgeschichte“ im Odeon – Foyer 02/25
Gute Zeiten
Wie lang darf ein Film sein? – Vorspann 02/25
Bittersüße Dystopie
„Ein schöner Ort“ in der Aula der KHM – Foyer 01/25
Zeit-Fragen
Symposium der dokumentarfilminitiative im Filmhaus – Foyer 01/25
Stormskärs Maja – Von Liebe getragen, von Stürmen geprägt
Start: 3.4.2025
Parthenope
Start: 10.4.2025
Ernest Cole: Lost and Found
Start: 17.4.2025
Oslo Stories: Liebe
Start: 17.4.2025
Quiet Life
Start: 24.4.2025
Toxic
Start: 24.4.2025
Volveréis – Ein fast klassischer Liebesfilm
Start: 1.5.2025
Oslo Stories: Träume
Start: 8.5.2025
Wenn das Licht zerbricht
Start: 8.5.2025
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Mission: Impossible – The Final Reckoning
Start: 21.5.2025
Oslo Stories: Sehnsucht
Start: 22.5.2025
Das Kanu des Manitu
Start: 14.8.2025
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24