Die Freundin meiner Freundin
Spanien 2022, Laufzeit: 85 Min., FSK 16
Regie: Zaida Carmona
Darsteller: Zaida Carmona, Marc Ferrer
>> queerfilmfestival.net/de/programm/die-freundin-meiner-freundin/
Autofiktionale Beziehungsgeschichte
Lesben-Reigen
„Die Freundin meiner Freundin” von Zaida Carmona
Gerade Debütfilme werden zumeist mit viel Herzblut in langen Jahren des Schaffensprozesses von ihren Filmemachern entwickelt, und oft ist es auch so, dass jede Menge persönlicher Erfahrungen und Dramen in die entsprechenden Drehbücher einfließen, insbesondere dann, wenn es sich um einen Autorenfilm handelt, bei dem der Regisseur oder die Regisseurin auch am Drehbuch mitgewirkt hat. Das alles trifft ganz offensichtlich auf das Langfilmdebüt der spanischen Filmemacherin und Schauspielerin Zaida Carmona zu, das nun unter dem Titel „Die Freundin meiner Freundin“ auch seinen Weg auf deutsche Leinwände gefunden hat. Zaida Carmona spielt darin die Hauptrolle einer engagierten Nachwuchsfilmemacherin, die Zaida heißt. Und auch viele weitere der Figuren im Film tragen den Namen ihrer jeweiligen Darstellerin, was den Verdacht erhärtet, dass Carmona hier zumindest ein Stückweit auf persönliche Begebenheiten und dramatische Verwicklungen aus ihrem lesbischen Freundes- und Bekanntenkreis zurückgegriffen hat. Bei diesem ganzen Hin und Her zwischen den homosexuellen Protagonistinnen wird man darüber hinaus den Verdacht nicht los, auch Arthur Schnitzlers „Reigen“ hätte Pate gestanden für das Drehbuch.
Zaida (Zaida Carmona) ist gerade von ihrer Freundin verlassen worden, weswegen sie mit ihrem ersten Drehbuch nicht so recht vorankommt. Ihre beste Freundin Rocío (Rocío Saiz) lädt sie zu einem Essen im Freundinnenkreis ein, wo Zaida die Bekanntschaft mit Rocíos neuer Partnerin Lara (Alba Cros) macht. Lara ist selbst Filmemacherin und Zaida aus dem Stand weg verliebt in die hübsche Frau. Bei weiteren kulturellen und gesellschaftlichen Treffen lernt Zaida auch Aroa (Aroa Elbira) kennen, die eigentlich nicht mehr mit Julia (Thaïs Cuadreny) zusammen ist, aber dennoch wie wild mit dieser zu knutschen beginnt. Zaida hat auch ein Auge auf Aroa geworfen, und es wird nicht lange dauern, bis die munteren Spanierinnen sich gegenseitig ins Gefühlschaos stürzen.
Es wird viel über Beziehungen und die damit einhergehenden Probleme geredet in „Die Freundin meiner Freundin“, was den Film in eine Reihe mit Werken von Woody Allen oder Eric Rohmer stellt. Letzterer wird auch ganz offen im Film zitiert, da sich die Protagonistinnen einige seiner Filme in einer Retrospektive anschauen. An diese beiden Altmeister des Beziehungsfilms reicht Zaida Carmona hier bei weitem noch nicht heran, denn es fehlen sowohl der Wortwitz Allens als auch Leichtigkeit und Einfachheit von Rohmers Arbeiten. Stattdessen wird man im Laufe der Handlung den Eindruck nicht los, dass Zaida Carmona sich krampfhaft verzweifelt darum bemüht, von anderen Frauen geliebt zu werden – was einem positiven Ergebnis nur im Wege stehen kann. Den besten Gag des Films versteht man hier nur mit entsprechendem Hintergrundwissen: Als Zaida erbost das Buch „Pensamiento monógamo, terror poliamoroso“ (Monogames Denken, polyamoröser Horror) von Brigitte Vasallo aus dem Fenster wirft, trifft sie dabei ausgerechnet die Autorin des Buches selbst am Kopf, die an einer Bushaltestelle vor Zaidas Haus wartet.
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