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Die Geburt einer Nation

Die Geburt einer Nation
USA 1915, Laufzeit: 192 Min.
Regie: David Wark Griffith
Darsteller: Lillian Gish, Mae Marsh, Henry B. Walthall

Bahnbrechend und rassistisch

Der erste Skandalfilm der Geschichte
"Die Geburt einer Nation" von D.W, Griffith

Der größte Blockbuster der Stummfilmära ist ein Film, den der rassistische Ku-Klux-Klan bis in die 1970er-Jahre hinein zu Rekrutierungszwecken benutzte: „The Birth of a Nation“. Nichtsdestoweniger gilt sein Schöpfer David Wark Griffith mit diesem Werk als Begründer des Erzählkinos, der zudem als erster eine Reihe der wichtigsten Filmtechniken, Innovationen und Effekte systematisch einsetzte: Parallelmontagen, bildfüllende Nah- und Großaufnahmen, Kreisblenden und nicht zuletzt imposante Schlachtszenen mit Hunderten von Statisten in echten Landschaften, alles unterlegt mit einer eigens komponierten Filmmusik – das hatte es zuvor in dieser Form nicht gegeben. Auch für die später im Italo-Western auf die Spitze getriebene Dehnung der Erzählzeit finden sich hier Vorläufer.

Das ebenso gewaltige wie gewalttätige Epos handelt von zwei erst befreundeten, dann durch den amerikanischen Bürgerkrieg verfeindeten und sich nach Ende des Krieges wieder aussöhnenden Familien. Diese Geschichte inszenierte der geborene „Southerner“ Griffith allerdings mit einer dermaßen deutlichen, den Ku-Klux-Klan verherrlichenden und die African Americans als dumme, sexbesessene Monster herabwürdigenden Schlagseite, dass der Film seinerzeit in acht Bundesstaaten der USA verboten wurde. Schon in der Eingangsszene wird eine Schrifttafel gezeigt, auf der zu lesen ist: „Dass die Afrikaner nach Amerika gebracht wurden, pflanzte den ersten Samen der Entzweiung.“ Den daran anknüpfenden Epilog – auch das filmische Mittel der Klammer nutzte der Regisseur also hier bereits – , in dem Griffith „die Deportation aller Farbigen nach Afrika als Lösung für Amerikas Probleme vorschlug“ (Metzler Filmlexikon), schnitt er später nach den Protesten wieder heraus.

Wie der US-amerikanische Filmkritiker und Pulitzer-Preisträger Roger Ebert schreibt, musste man dem mit allen anerzogenen Vorurteilen aufgewachsenen Südstaatler Griffith tatsächlich erst einmal erklären, worin die rassistischen Beleidigungen in seinem Film überhaupt bestanden. Die vom Regisseur später vorgenommenen Kürzungen hält Ebert indes für keine gute Lösung: „If we are to see this film, we must see it all, and deal with it all.“ (rogerebert.suntimes.com) Denn, so Ebert in der deutschen Wikipedia-Übersetzung: „‚The Birth of a Nation’ ist kein schlechter Film, weil er eine böse Sache vertritt. Wie Leni Riefenstahls ‚Triumph des Willens’ ist er ein großer Film, der eine böse Sache vertritt. Zu verstehen, wie er das tut, heißt viel über Film zu lernen und sogar etwas über das Böse selber.“

Und Georg Seeßlen analysierte anlässlich der 2008 erfolgten DVD-Veröffentlichung von „Birth of a Nation“: „Am Ende muss Versöhnung (zwischen den Familien, zwischen den Kriegsparteien) oder »Rescue« stehen. Selbst die beiden Teile des Films verhalten sich auf diese Weise, und der zweite trägt nicht umsonst den Titel »Reconstruction«. Nicht Dialektik ist dieses Prinzip, sondern Dualität als Prinzip: Das »Richtige« löst das »Falsche« auf. Das Dritte ist nicht das Ziel, das Dritte ist die Metaphysik der Bedrohung. Bei Griffith versöhnen sich die weißen Familien, weil es als Bedrohung die Schwarzen gibt. In Wahrheit entsteht also keine Nation, sondern ein »Volk«.” (getidan.de)

(Michael Hermann)

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