Frau Müller muss weg!
Deutschland 2014, Laufzeit: 87 Min., FSK 6
Regie: Sönke Wortmann
Darsteller: Gabriela Maria Schmeide, Justus Von Dohnanyi, Anke Engelke
>> www.constantin-film.de/kino/frau-mueller-muss-weg
Realitätsnahe und gewitzte Theateradaption
Elternsprechtag
"Frau Müller muss weg" von Sönke Wortmann
Interview mit Regisseur Sönke Wortmann
Auch mit seinem jüngsten Film setzt der deutsche Erfolgsregisseur Sönke Wortmann wieder auf ein sicheres Pferd. In den letzten Jahren hatte er mit den Romanadaptionen „Die Päpstin“ und „Schoßgebete“ populäre Ausgangsstoffe für die große Leinwand umgesetzt, und genau das Gleiche macht er nun wieder mit „Frau Müller muss weg!“. Das Original ist ein Theaterstück des umtriebigen Lutz Hübner, der an allen renommierten Theatern im deutschsprachigen Raum rauf- und runtergespielt wird. Mit jener exemplarischen Bebilderung eines aus dem Ruder laufenden Elternsprechtages hat er ganz offensichtlich einen Nerv getroffen. Sönke Wortmann selbst hatte 2012 das Bühnenstück in Berlin am Grips-Theater inszeniert und damals schon die Filmqualitäten des Materials erkannt. Und tatsächlich hat der Stoff genügend Potenzial, um mit seinem übersichtlichen Darstellerensemble und dem gleichermaßen beschränkten Setting auch auf der großen Leinwand anderthalb Stunden kurzweilig zu unterhalten.
Frau Müller (Gabriela Maria Schmeide) betreut ihre Grundschulklasse bereits seit ihrer Einschulung. Im vierten Schuljahr geht es nun um das entscheidende Zeugnis, das die Weichen für die weiterführenden Schulen stellt. Da der Notendurchschnitt der Klasse rapide abgefallen ist, haben sich die Eltern der Schüler dazu entschlossen, Frau Müller ihrer Verantwortung zu entheben. Fünf Elternvertreter unter Leitung von Jessica Höfel (Anke Engelke) wollen der Klassenlehrerin die gemeinsame Entscheidung überbringen und diese damit vor vollendete Tatsachen stellen. Aber die engagierte Lehrkraft lässt sich nicht so einfach abservieren und spricht mit den fünf Elternteilen einmal Tacheles in Bezug auf deren kleine Racker.
Man kann „Frau Müller muss weg!“ getrost als Komödie bezeichnen, obwohl einem so mancher Gag oder Lacher eigentlich im Halse stecken bleiben müsste. Denn das Stück und der Film von Wortmann sprechen jede Menge tatsächlicher Gegebenheiten und realistischer Entwicklungen an, die alles andere als zum Lachen sind. Wer sich mit der derzeitigen Situation an (deutschen) Schulen auskennt, der dürfte so manche Parallele zwischen Hübners Fiktion und der Alltagsrealität feststellen. Überbesorgte Eltern packen ihre Sprösslinge in Watte, vernachlässigen aber die wichtigsten Erziehungsmaßnahmen und wälzen alles auf die Pädagogen an der Schule ab. Schlechte Noten werden nicht akzeptiert, genauso wenig wie jede weiterführende Schule, die nicht Gymnasium heißt. Hübner hat diese erschreckenden Entwicklungen in wunderbar geschriebenen Dialogen voller Witz und Wahrhaftigkeit festgehalten. Und Sönke Wortmann gelingt es in seiner Filmversion, diese punktgenauen Worte mit herausragenden Darstellern exzellent zu vermitteln.
(Frank Brenner)
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24
Ungewöhnliches Liebesdrama
„Alle die du bist“ im Odeon – Foyer 05/24
Doppelter Einsatz für „Afrika“
Spendenaufruf des Afrika Film Festivals – Festival 05/24