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Fremder Freund
Deutschland 2003, Laufzeit: 106 Min., FSK 12
Regie: Elmar Fischer
Darsteller: Antonio Wannek, Navid Akhavan, Mina Tander, Mavie Hörbiger, Fatih Alas

Der Berliner Student Chris sucht einen neuen Mitbewohner und findet ihn schnell in dem Jemeniten Yunes. Sie werden Freunde. Nach einer enttäuschten Liebe wendet sich Yunes aber dem extremistischen Islam zu. Dann verschwindet er. Vier Tage später ist der 11. September 2001... Eindringlicher Film über Freundschaft, Vertrauen und Politik Einfach macht es der Film einem nicht: Werden hier fahrlässig Vorurteile bedient? Wird hier etwas gesagt, was sich viele ? insgeheim oder ganz 'laut' ? eh schon denken, was in dieser Pauschalisierung aber absolut nicht wahr ist? Steuert der Regisseur Elmar Fischer deutlich genug dagegen an? Das sind nur einige Fragen, die permanent und beunruhigend unterschwellig mitlaufen, während man "Fremder Freund" sieht... Elmar Fischers Film ist von den nach dem 11. September entlarvten Hamburger Terroristen beeinflusst, die mitten 'unter uns' lebten, ohne dass man wirklich etwas von ihnen wusste. Einer von ihnen hatte sogar, wie Yunes im Film, eine deutsche Freundin ? deutsche Freunde gingen in der WG ein und aus. Fischer wollte daher auch einen Film über Freundschaft, den Zweifeln an Freundschaften und der Möglichkeit oder Unmöglichkeit von wirklicher Nähe machen. Das ist ihm gelungen ? und auch nicht: nicht gelungen ist es vor allem, weil das Thema des 11. September so schwer über dem Film liegt, dass man das Thema Freundschaft kaum davon isoliert betrachten kann. Fischer erzählt entgegen eigener Angaben also keine exemplarische Geschichte über Freundschaft, sondern diese spezielle Geschichte, die unweigerlich mit dem historischen Attentat verwoben ist. Gelungen ist der Film, weil er genau das großartig macht! Selten hat man in einem deutschen Film so beeindruckende Jungschauspieler erleben dürfen. Die filmische Inszenierung und die musikalische Untermalung ist schlicht gehalten und beides zieht einen förmlich in die Geschichte. Dabei ist die Schilderung von Yunes Entwicklung durchaus problematisch, weil sie das Klischee des extremistischen Islams bedient. Fischer steuert hier aber durch die liebevolle Beschreibung von Yunes gegen dieses Vorurteil an und zeigt dadurch eine ganz andere, gemäßigte Seite des Islam ? und die ist sicherlich entgegen den omnipräsenten Bilder von Gewalt und Unterdrückung die in der Welt am weitesten verbreitete. Dass ein Satz wie "Der Islam ist eine gewaltfreie Religion", im Film gesprochen von einem Mitglied von Yunes Gemeinde, etwas verloren und bemüht im Raum steht und an Yunes Wandel zum Extremisten Liebeskummer Schuld sein soll (wirklich absurd!), sind die wenigen Plattheiten dieses beeindruckenden Films.

(Christian Meyer)

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