Gabrielle - Liebe meines Lebens
Frankreich/Italien 2005, Laufzeit: 90 Min., FSK 12
Regie: Patrice Chéreau
Darsteller: Isabelle Huppert, Pascal Greggory, Claudia Coli, Thierry Hancisse, Chantal Neuwirth, Thierry Fortineau, Louise Vincent, Clement Hervieu-Leger, Nicolas Moreau, Xavier Lafitte, Rinaldo Rocco, Maï David, Aude Léger, Jeanne Herry, Raina Kabaivanska
Paris zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Nach zehn Jahren einer scheinbar harmonischen Ehe zieht Gabrielles Entschluss, ihren Mann Jean zu verlassen, die vermutlich ersten offenen Worte ihrer langen Partnerschaft nach sich.In seinem Berlinale-Gewinner "Intimacy" beleuchtete Patrice Chéreau Liebe und Leidenschaft zu Beginn einer Beziehung, in seinem neuen Film "Gabrielle" nähert er sich diesen Gefühlen vom Ende einer Partnerschaft her an. Kleine Gesten sprechen hier nicht mehr von unwiderstehlicher Anziehung, sondern vom Widerstand gegen unzählige Verletzungen und Missverständnisse, die in zehn Jahren Ehe nicht ausgeblieben sind. Chéreau widmet sich in "Gabrielle" einer Ehe, die nicht zuletzt an den Konventionen ihrer Zeit erstickt ist. Jean, ein bourgeoiser Snob der Belle Epoque, betrachtet seine Frau Gabrielle als perfektes Ausstellungsstück, mit dem er sich auf den wöchentlichen Soireen im weitläufigen Heim schmücken kann. Den Plaudereien im intellektuellen Anstrich tritt sie ganz nach seinem Gusto distanziert und schön entgegen. Großmütig vertritt er die Überzeugung, sie genau zu kennen. Um kurz darauf auf seinem Sekretär einen Brief mit ihren Abschiedsworten zu finden. Doch nur Momente später steht Gabrielle wieder in der Tür, gescheitert am Versuch, ihr bisheriges Leben für die Leidenschaft ihres Liebhabers aufzugeben. Chéreau inszeniert seine Szenen einer Ehe stilvoll in gedeckten Farben, pompös in der musikalischen Begleitung und (allzu) wortreich in der Dramaturgie. In bitteren Kommentaren, provozierenden Anfeindungen und verletzenden Geständnissen werden all die unbefriedigend gemeinsam verlebten Jahre aufbereitet und die Phasen der Zersetzung einer Partnerschaft offenbar. Von leidenschaftlicher Aufwallung bis zu vernichtender Gleichgültigkeit reicht die Palette der Reaktionen in dieser Abrechnung. "Gabrielle" ist zu schätzen als Schauspielerkino, das der inneren Verfassung der beiden Wortduellanten auch durch eine nuancierte Körpersprache Ausdruck verleiht. Insgesamt aber ist der Film ein Kammerspiel, das die Nähe Chéreaus zum Theater zu deutlich in sich trägt und dessen formale Experimente weitgehend stilisiert wirken.
(Kirsten Dyrda)
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24