Geh und lebe
Frankreich/Israel 2005, Laufzeit: 144 Min., FSK 12
Regie: Radu Mihaileanu
Darsteller: Yael Abecassis, Roschdy Zem, Moshe Agazai, Mosche Abebe, Sirak M. Sabahat, Roni Hadar, Meskie Shibru Sivan, Mimi Abonesh Kebede, Yitzhak Edgar, Rami Danon, Raymonde Abecassis
In den Jahren 1984/85 ermöglichte es die israelische Regierung den so genannten Falashas, ihre Reise ins Heilige Land anzutreten, um endlich ihren wahren Bestimmungsort zu finden. Die jüdische Minderheit der Äthiopier hatte es vor allem in den arabischen Auffanglagern im Senegal nicht einfach, aber auch in Israel selbst stießen die Kinder von "Salomon und der Königin von Saba" auf Zweifler und wenig Gegenliebe, da die Falashas von vielen nicht als vollwertige Glaubensgenossen anerkannt wurden. Der junge Schlomo in Mihaileanus Film sehnt sich darüber hinaus nach seiner Mutter in der alten Heimat und versteht nicht, warum er nicht zu ihr zurück kann. Radu Mihaileanu hat mit "Geh und lebe" nach "Zug des Lebens" abermals ein Flüchtlingsdrama der jüdischen Geschichte erzählt, das den Zuschauer in seinen Bann ziehen wird. Trotzdem erliegt aber auch er einem stilistischen Zuviel, an dem neuerdings besonders viele ideologisch rechtschaffene Independentproduktionen kranken. Wie im internationalen Episodenfilm "Alle Kinder dieser Welt" werden auch hier soziale Missstände in all ihrer Härte vorgeführt, damit die entsprechenden Emotionen beim Publikum geweckt werden, nur um schließlich in einem Happy End zu gipfeln, bei dem ein Teil der zuvor aufgebauten Glaubwürdigkeit auf der Strecke bleibt. Von diesem Manko abgesehen, welches bei Mihaileanus überlangem Film das Ende entkräftet, ist "Geh und lebe" jedoch ein wichtiger und sehenswerter Film. Er richtet den Fokus auf eine vergessene Menschengruppe, deren Schicksal exemplarisch an der persönlichen Entwicklung eines jungen Mannes veranschaulicht wird. Die Fragen nach Abstammung, Akzeptanz, Integration und Weltanschauung, die der Film dabei im Laufe seiner komplexen Figurenentwicklung aufwirft, bieten jedenfalls unabhängig von der Falasha-Gruppe und unabhängig von einer Epoche oder Zeit genügend Stoff zum Nachdenken.
(Frank Brenner)
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24