Golda – Israels Eiserne Lady
Großbritannien, USA 2023, Laufzeit: 100 Min., FSK 12
Regie: Guy Nattiv
Darsteller: Helen Mirren, Camille Cottin, Rami Heuberger
>> www.weltkino.de/filme/golda-israels-eiserne-lady
Akribisches Historiendrama
Der Jom-Kippur-Krieg
„Golda – Israels Eiserne Lady“ von Guy Nattiv
Ein Biopic über die israelische Premierministerin Golda Meir (1898-1978) hatten Guy Nattiv („Skin“) und sein Drehbuchautor Nicholas Martin („Florence Foster Jenkins“) trotz des Titels „Golda – Israels Eiserne Lady“ nicht im Sinn. Vergleichbare Produktionen gibt es auch bereits mit Anne Bancroft (das Broadwaystück „Golda“ aus dem Jahr 1977) und Ingrid Bergman („Golda Meir“ von 1982) in den Hauptrollen. Nattiv beschränkt sich in seinem Film im Wesentlichen auf die drei Wochen, in denen im Jahr 1973 der Jom-Kippur-Krieg über Israel hereinbrach, als das Land von einer Allianz zwischen Ägypten und Syrien von gleich zwei Fronten her angegriffen wurde. Ähnlich wie der im Zweiten Weltkrieg angesiedelte, zweifach Oscar-prämierte „Die dunkelste Stunde“ mit Gary Oldman als Winston Churchill spielt auch „Golda“ überwiegend in den Verhandlungsräumen, in denen die Premierministerin mit ihren militärischen Leitern die Situation bespricht und im Verlauf eine folgenschwere Entscheidung trifft, die hunderte israelische Soldaten das Leben kosten wird.
In einer im darauffolgenden Jahr angesiedelten Rahmenhandlung muss sich Golda Meir (einmal mehr herausragend: Dame Helen Mirren) vor Gericht verantworten, da dort in Erfahrung gebracht werden soll, ob diese fatale Entscheidung hätte verhindert werden können. Meir ist im Jahr 1973 bereits eine schwer kranke Frau, die unter einer fortgeschrittenen Krebserkrankung leidet, mit Kobalt bestrahlt wird und trotzdem keine Minute ohne eine brennende Zigarette im Mundwinkel auszukommen scheint. Die der Bevölkerung lange Zeit unbekannte Schwächung der Premierministerin schränkt diese in ihrem Engagement und ihrer Leidenschaft für ihr Volk allerdings kaum ein. Sie weiß, dass sie und ihr Staat keinerlei Schwächen zeigen dürfen, damit die aggressiven arabischen Nachbarländer nicht immer wieder aufs Neue militärische Angriffe gegen Israel starten. Obwohl Golda Meir insbesondere in ihrem eigenen Land kontrovers in Erinnerung geblieben ist, hat es der Staat Israel vor allem ihren politischen Leistungen zu verdanken, dass mit den Aggressoren schließlich ein Friedensvertrag ausgehandelt wurde und Israel auch als eigenständiger Staat anerkannt wurde.
Guy Nattiv konzentriert sich in seinem Film fast ausschließlich auf die einnehmende Politikerin, die von Dame Helen Mirren mit einer Menge Make-up auf herausragende Weise wieder zum Leben erweckt wird. Die unentwegten Lagebesprechungen wirken auf die Dauer leider etwas ermüdend, da schafft es der Film nicht ganz, an die Klasse von „Die dunkelste Stunde“ anzuknüpfen. Dank Mirrens einmal mehr oscarreifen Darstellung kann man darüber aber weitgehend hinwegsehen. Angesichts der aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen Israels erkennt man darüber hinaus, wie unverändert zeitgemäß der Stoff nach wie vor ist. Vor gut 50 Jahren endete der Jom-Kippur-Krieg allerdings bereits nach drei nervenaufreibenden Wochen, wohingegen heute die Fronten seit Monaten unnachgiebig verhärtet sind.
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24