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Heidi M.
Deutschland 2001, Laufzeit: 90 Min., FSK 12
Regie: Michael Klier
Darsteller: Katrin Saß, Dominique Horwitz, Julia Hummer, Kurt Naumann, Franziska Troegner, Ulrike Krumbiegel

Eine geschiedene Frau Ende 40, Elektroinstallateurin aus Berlin Mitte ist eines der zahllosen Opfer der Wende. Heidi (Katrin Saß) verliert ihren bislang sicheren Job im Kombinat. Doch da sie zu jenen Menschen gehört, die sich von Schicksalsschlägen nicht zu Resignation, sondern zu Taten inspirieren lassen, gibt sie die Hoffnung nicht auf, sondern wagt den Neuanfang auf eigenen Füßen. Sie wird stolze Besitzerin eines kleinen Tante-Emma-Ladens mit Stehcafé und Spätservice und schlagt sich mit ihrer Tochter Annabel (Julia Hummer) beherzt durchs Leben. Als die 19jährige zu einem Austauschjahr nach Australien geht und Mutter Heidi fürderhin alleine zurechtkommen muss, spürt sie zum ersten Mal so etwas wie Leere, dieses Gefühl verstärkt sich noch, als sie dann noch dem neuen Liebes- und Lebensglück ihres Ex-Ehemanns konfrontiert wird. Doch Heidi schafft es auch diesmal, nicht in ein Tief zu fallen, sie trifft auf den seltsamen Flugzeug-Mechaniker Franz (Dominique Horwitz) und beginnt mit dem eigenwilligen Individualisten ein Verhältnis. Doch dieser Franz steckt in einer stärkeren Krise als Heidi: er versucht ständig in fast krankhafter Verzweiflung, eine Nähe zu seinem Sohn zu finden, der sich ihm entzieht. Der Umstand, dass diese beiden Menschen sich in einer sehr ähnlichen Gefühlslage befinden, belastet die Beziehung, führt zu einem Prozess der Bewußtwerdung an dessen Ende so etwas wie Hoffnung steht. Als aus den zwei deutschen Ländern eines wurde, war das für viele Menschen keine Vereinigung, sondern eine Annektierung: Die Bundesrepublik verleibte sich die DDR ein. Dabei kam es zu mancherlei Flurschäden: Menschen verloren ihre Arbeit, ihre Wohnung, ihre Identität. Michael Klier gehört neben Andreas Dresen und Andreas Kleinert zu den wenigen Filmemachern, die sich kompromisslos dieser Thematik annehmen und dabei den Menschen und ihrer Geschichte verpflichtet bleiben. Ohne Nostalgie und ohne Klischee finden Michael Klier und seine Kamerafrau Sophie Maintigneux in den Häusern und Straßen im ehemaligen Berliner Osten noch jene Atmosphäre zwischen Verfall und Neubeginn wie sie in solcher Schizophrenie anderswo kaum zu finden ist. Eine wunderbare Entdeckung ist Katrin Saß, neben Jutta Wachowiak und Jutta Hoffmann eine der stärksten Charakterdarstellerinnen aus dem Bühnen- und Kinoalltag der ehemaligen DDR. Sie spielte oft starke Frauen und Mütter, die schwere Schicksalsschläge meistern, diesmal zeigt sie darüberhinaus eine erstaunlich jugendlich erotische Ausstrahlung. Eine ausgesprohene Leistung des wunderbaren Dominique Horwitz neben ihr zu bestehen.

(Heiko R. Blum)

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