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Hilde
Deutschland 2009, Laufzeit: 136 Min., FSK 12
Regie: Kai Wessel
Darsteller: Heike Makatsch, Dan Stevens, Michael Gwisdek, Monica Bleibtreu, Hanns Zischler, Anian Zollner, Johanna Gastdorf, Trystan Pütter, Sylvester Groth, Roger Cicero

Hildegard Knef will in den letzten Jahren des 2. Weltkriegs unbedingt Schauspielerin werden. Dazu ist ihr jedes Mittel recht. Nach ersten Erfolgen ruft Amerika, doch die Enttäuschung über Hollywood ist groß.

In der bundesdeutschen Nachkriegslandschaft war Hildegard Knef etwas ganz Besonderes. Kaum eine andere Schauspielerin wurde derart gehasst und geliebt, in stetigem Wechsel für ihre freche Schnauze, ihre Unverblümtheit und ihren Mut vergöttert oder verdammt. Immer wieder wollte sie Neues ausprobieren, stieß dabei so manche ihrer Wegbegleiter zunächst vor den Kopf, konnte aber am Ende meist einen weiteren Erfolg verbuchen. Nach einer skandalumwitterten Filmkarriere („Die Sünderin“), die sie bis nach Hollywood führte („Schnee am Kilimandscharo“), versuchte sie sich in den 1960er Jahren schließlich auch als Sängerin und landete mit Titeln wie „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ oder „Eins und eins das macht zwei“ einen Hit nach dem anderen. Ihre 1970 erschienene Autobiografie „Der geschenkte Gaul“ wurde zum bis dato erfolgreichsten deutschen Nachkriegsbuch und in 17 Sprachen übersetzt.

Auf der Grundlage dieser nachhaltigen Schauspielermemoiren hat Kai Wessel nun ein Biopic über Hildegard Knef gedreht, das mit ungeheurem Aufwand und einer kongenialen Besetzung der Titelrolle zu punkten versteht. Man kann sich kaum eine bessere Schauspielerin als Heike Makatsch in der Rolle der selbstbewussten Frau mit der rauchigen Stimme vorstellen, die kein Blatt vor den Mund nahm und deswegen wohl so häufig aneckte. Makatsch hat sich in der Sprechweise dem großen Vorbild perfekt anzunähern versucht, lediglich in den Gesangsnummern merkt man mitunter, dass noch ein wenig das Kratzige in der Stimme fehlt; da besteht offensichtlich noch Nachholbedarf an Zigaretten und Whiskys. Durchweg herausragendes Makeup, Frisuren und Kostüme unterstreichen den positiven Gesamteindruck bei der Rekonstruktion einer Legende. Kai Wessel, der hauptsächlich fürs Fernsehen arbeitet („Die Flucht“) hat den Film mitunter zwar ein wenig schleppend in Szene gesetzt, dafür überrascht „Hilde“ aber mit einer ungewöhnlichen Wahl seiner Schwerpunkte. Zu Beginn konzentriert man sich auf die durchaus zwiespältige Rolle von Knef in den letzten Kriegsjahren, als sie sich auf eine Affäre mit dem Reichsfilmdramaturgen Ewald von Demandowsky einließ, um ihre Karriere voranzubringen. Ein weiteres Gewicht setzt man auf die erste USA-Eskapade der Schauspielerin, die zum Scheitern verurteilt war, weil ihr Gönner David O. Selznick nicht so recht wusste, was er mit ihr anfangen sollte. Als Schlusspunkt hat man schließlich den Beginn ihrer Chansonkarriere in den 1960er Jahren gewählt, der die Ereignisse davor als dramaturgischen Rahmen einklammert, und der seinerzeit den Beginn eines weiteren künstlerischen Aspekts in einem faszinierenden Leben markierte.

(Frank Brenner)

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