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Himmelskind

Himmelskind
USA 2016, Laufzeit: 109 Min., FSK 6
Regie: Patricia Riggen
Darsteller: Jennifer Garner, Kylie Rogers, Martin Henderson
>> www.himmelskind-film.de

Christendrama über ein Wunder

Gott liebt Dich
„Himmelskind“
von Patricia Riggen

Folgende Geschichte ist wohl tatsächlich so in einer amerikanischen Christengemeinde passiert: Ein fünfjähriges Mädchen namens Annabel erkrankt unheilbar. Die verzweifelte Mutter reist mit ihr nach Boston zu einem Spezialisten, der sie behandelt, doch das alles nützt nichts: Nach vier strapaziösen Jahren ist noch immer keine Heilung in Sicht, die Mutter verliert vorübergehend gar ihren Glauben. Dann aber klettert das Mädchen auf einen hohlen Baum und stürzt hinein. In ihrer Ohnmacht begegnet sie dem Heiland, der sie beruhigt und ihr verkündet, es sei für sie noch nicht an der Zeit. Die Feuerwehrleute würden sie retten, mit ihr würde alles in Ordnung sein. So sei es – und so war es dann auch. Als Annabel wieder zu sich kommt, ist sie nicht nur nicht verletzt – sie ist geheilt. Eine medizinische Erklärung für dieses Wunder gibt es nicht. Aber eine andere: Die Eltern und das Mädchen sind Christen. Und so ist es bloß konsequent, dass später Gott zur Mutter sprach und ihr auftrug, die Geschichte in einem Buch aufzubereiten. Und so schrieb die Mutter ein Buch darüber. Und die Regisseurin Patricia Riggen, die zuletzt mit „69 Tage Hoffnung“ einigermaßen verklärt ein Grubenunglück aufarbeitete, drehte diesen Spielfilm dazu.

Ein Film, der schwach ist, solange Gott im Spiel ist. Wenn das Drama die christliche Gemeinde abbildet, die wie auf sakraler Watte gebettet durchs gutbürgerliche Leben wandelt, die dort grient und frohlockt und lacht vorm Herrn. Das ist überbordend verklärt inszeniert, und sollte dahinter die Motivation stehen, Kirchenskeptiker eines „Besseren“ zu belehren, dann geht dieser Versuch deutlich nach hinten los.

Zugleich aber muss man dem Film zugute halten, dass er auch Stärken aufweist, und das vor allem dann, wenn Gott nicht im Spiel ist. Wenn der Film schlichtweg von Mitmenschlichkeit erzählt. Von Nächstenliebe, die nicht vorm Altar, sondern im Alltag stattfindet. Wenn Annabel und ihre Mutter unangemeldet bei einer Sprechstundenhilfe vorsprechen und diese ein Auge zudrückt; wenn ein Bearbeiter am Flughafenschalter gegen die Dienstvorschrift verstößt, um der besorgten Familie einen Gefallen zu tun; wenn Mutter und Kind in Boston einer Frau begegnen, die ihnen aufopfernd Mut spendet. Nun, dass Letztere Angela heißen muss und mit Queen Latifah besetzt wurde, überspannt den Bogen. Aber die Botschaft an sich gestaltet sich hier insgesamt angenehm unaufdringlich: Wie viel Glück und Gutes eine unverhoffte, kleine Geste der Mitmenschlichkeit unter Fremden ausrichten kann, das dürfte so ziemlich jeder einmal erlebt haben. Und dazu braucht es nicht einmal Gott und Kirche, sondern lediglich ein offenes Auge und ein offenes Herz.

Allerdings: Ohne Gott geht das alles bei „Himmelskind“ am Ende natürlich nicht. Allemal zwischenzeitlich, wenn die überzeugte Christin Christy (die Mutter des Mädchens heißt tatsächlich so) während des Martyriums ihrer Tochter anfängt, Gott in Frage zu stellen und – warum ich, warum mein Kind? – vom Glauben abfällt. Und so bedarf es am Ende eines weiteren Unglücks, sprich: den Baumsturz der Tochter, damit sich ihre Hände wieder falten. Ein interessanter Lerneffekt: So mancher ungläubige Mensch findet zu Gott in der Not. Gläubige Menschen hingegen verlieren den Glauben in der Not – und finden wieder zu ihm, wenn die Not noch eins draufsetzt. Wie auch immer: Selbst wenn sich „Himmelskind“ hier und dort bemüht, Mitmenschlichkeit auch fernab des christlichen Umfelds als umsetzbar darzustellen – unterm Strich ist das Drama bloß ein Film von Christenhörnchen für Christenhörnchen. Und wenn er das sein möchte, dann ist er prima gelungen.

(Hartmut Ernst)

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