Ich bin dein Mensch
Deutschland 2021, Laufzeit: 108 Min., FSK 12
Regie: Maria Schrader
Darsteller: Maren Eggert, Dan Stevens, Sandra Hüller
>> ichbindeinmensch.de/
Philosophische Science Fiction über Glück und Gefühle
Echte Liebe?
„Ich bin Dein Mensch“ von Maria Schrader
Berlin in naher Zukunft: Alma (Maren Eggert) ist Archäologin und mit ihrem Team einer großen Entdeckung auf der Spur. Privat läuft es jedoch nicht so gut, seit sie ihr Freund Julian verlassen hat, der nun zusammen mit einer Anderen eine Familie gründet. Alma hat sich daraufhin emotional zurückgezogen und pflegt einen bissigen Zynismus. Da kommt ihrer Einsamkeit ein Angebot in die Quere: Sie soll einen humanoiden Roboter (Dan Stevens) für drei Wochen als Partner testen. Er sieht tatsächlich aus wie ein Mensch und wurde optimal auf ihre Bedürfnisse und Wünsche konfiguriert. Und dank Künstlicher Intelligenz lernt er auch noch, ihren Wünschen immer mehr zu entsprechen. Das ist das jetzt das große Glück oder der blanke Horror? Hintergrund für den Test ist die Frage, ob Robotern die Ehe mit Menschen in Zukunft erlaubt sein soll. Alma soll am Ende der Testphase der Ethikkommission ihre Meinung vorlegen.
Maria Schrader ist als Schauspielerin bekannt von Filmen wie „Bin ich schön?“, „Aimée und Jaguar“ und war in jüngerer Zeit in den Mini-Serien „Deutschland 86“ und „Deutschland 89“ oder dem Kinofilm „Vergiss mein ich“, realisiert von ihrem Lebenspartner Jan Schomburg, zu sehen. Drehbücher hat sie schon häufiger geschrieben, nun auch gemeinsam mit Schomburg für „Ich bin Dein Mensch“. Und auch als Regisseurin ist sie inzwischen bekannt und angesehen: Ihr Debüt lieferte sie 2007 mit „Liebesleben“. Erst 2016 folgte ihre zweite Regiearbeit „Vor der Morgenröte“ über die letzten Jahre des Schriftstellers Stefan Zweig im Exil (ebenfalls gemeinsam mit Schomburg geschrieben), im letzten Jahr folgte die viel beachtete Miniserie „Unorthodox“ für Netflix und nun diese sehr eigenwillige Science Fiction. Raumschiffe, futuristische Space-Suits oder Ähnliches wird man in „Ich bin Dein Mensch“ allerdings vergeblich suchen. Der Film suggeriert die behauptete Zukunft eher wie einst Jean-Luc Godard in „Alphaville“ über die Handlung und gut gewählte, ausschnitthafte Bilder einer Welt, die es bereits heute gibt. Auch für den Roboter-Mann Tom benötigt der Film keine aufwändige CGI. Die Maschinenhaftigkeit wird lediglich gespielt. Die philosophischen Fragen nach Glück und Gefühlen und all das im Zusammenhang mit Technik und Künstlicher Intelligenz umschleicht der Film im Spannungsfeld zwischen Tragik und einem sehr feinen, pointierten, trockenem Dialogwitz, bis er die möglichen Antworten immer feiner umkreist hat, ohne jedoch am Ende alle Ambivalenzen aufzulösen.
So gut der Film geschrieben und inszeniert ist, ohne die tollen darstellerischen Leistungen hätte das Konzept zwischen Komödie, Drama und Romanze leicht auseinanderfallen können. Doch Maren Eggert zeigt wunderbar, wie Almas Schutzpanzer langsam abblättert und sie von ihrem verhärmten, enttäuschten Zynismus zu einer neuen Zärtlichkeit findet. Dafür wurde sie zurecht bei der diesjährigen digitalen Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet. Und Dan Stevens spielt wie oben bereits angedeutet mit freundlich-stechendem Blick wunderbar ambivalent in die Lücke zwischen bemühter Menschlichkeit und freundlicher Maschinenhaftigkeit. In einer Nebenrolle agiert Sandra Hüller gekonnt holprig als Mitarbeiterin des Roboter-Unternehmens und Hans Löw gibt schön ungelenk das personifizierte schlechte Gewissen als Almas Ex.
(Christian Meyer-Pröpstl)
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