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Ich bin die Andere
Deutschland 2006, Laufzeit: 104 Min., FSK 12
Regie: Margarethe von Trotta
Darsteller: Katja Riemann, August Diehl, Armin Mueller-Stahl, Karin Dor, Barbara Auer, Bernadette Heerwagen, Dieter Laser, Peter Lerchbaumer

Als Margarethe von Trotta 1977 ihre vielversprechende Schauspielerinnen-Karriere an den Nagel hängte, katapultierte sie sich gleich mit ihrem frisch-anarchischen Regie-Debüt "Das zweite Erwachen der Christa Klages" in die hoffnungsvolle Riege junger deutscher Filmemacherinnen, um dann immer mehr einem gut gemeinten, aber filmisch wenig innovativem Thesen-Kino zur Lage der Nation ("Die bleierne Zeit") zu verfallen. Nur selten gelang es ihr, Kino und Politik sinnlich zu verbinden. Nun scheint sie mit "Ich bin die Andere" zumindest zu dieser Sinnlichkeit zurückzukehren: Wenn Axel Blocks elegant-fließende Kamera in der Eingangssequenz Katja Riemann in der Badewanne umkreist, dann setzt das visuelle Maßstäbe, die die weiteren, exakt kadrierten Bild-Tableaus erfüllen. Leider ist das nach seinem eigenen Roman entstandene Drehbuch des 2004 verstorbenen Fassbinder-Autoren Peter Märthesheimer ein wenig zu überladen mit skurrilen Familienkonstellationen, psychologischen Krankheitsbildern und unfreiwillig komischen Dialogen. Aber wenn man sich einmal darauf eingelassen hat, dass sich der aufstrebende Yuppie Robert (vielschichtig: August Diehl) in den Kopf gesetzt hat, die multiple Persönlichkeit von Carolin/Carlotta zu erlösen, weil "Männer immer glauben, dass Frauen reparierbar sind", dann lernt man eine ganz neue Margarethe von Trotta kennen. Eine Regisseurin, die mit inszenatorisch sicherer Hand ein wenig in den Gefilden von Hitchcock, Chabrol, Lynch und Brian de Palma wildert. Mit offensichtlicher Spiellaune unterstützt von zwei der schönsten Frauen des deutschen Kinos: dem Ex-Bond-Girl Karin Dor (als Carlottas Mutter) und der viel zu selten im Kino erscheinenden Barbara Auer (als Geliebte des Vaters). Hinzu kommt die Leinwandpräsenz von Armin Mueller Stahl (Carlottas Vater), Dieter Lasers bizarrer Auftritt als zungenloser Diener in bester Edgar-Wallace-Manier und die beste Katja Riemann, die es je gab.

(Rolf-Ruediger Hamacher)

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