In einer besseren Welt
DK/S 2010, Laufzeit: 117 Min., FSK 12
Regie: Susanne Bier
Darsteller: Ulrich Thomsen, Trine Dyrholm u.a.
>> www.ineinerbesserenwelt-film.de/
Geht unter die Haut
Raspa (396), 20.03.2016
Ich habe diesen wichtigen Film erst jetzt im TV gesehen. Er ist ein aufregender Beitrag zum Thema Gewalt. Die Szenen aus dem Sudan sind zum Teil kaum auszuhalten und lassen mich wieder mal fassungslos fragen, welche Leute in der FSK finden, dass man so etwas 12jährigen zumuten kann. Aber dies ist ein eigenes Thema. Natürlich habe ich auch Wölffchens interessante Kritik gelesen, denke aber, dass man der Regisseurin nicht etwas unterstellen sollte, was sie so wahrscheinlich gar nicht gemeint hat. Denn es ist ja nicht so, dass der Vater dem Rivalen "die andere Wange" anbietet. Er hat gegen dessen stupide Brutalität einfach keine Chance der Gegenwehr. Später, im afrikanischen Lager, zeigt er gegen den widerwärtigen Warlord ja dann auch eine sehr aggressive Reaktion.
Überaus lobenswert ist das Spiel der beiden Knaben. Unglaublich, wie großartig diese Halbwüchsigen ihre Rollen ausfüllen!
Viel Stoff
woelffchen (597), 21.03.2011
Viel Stoff und auch „hard stuff“, was uns hier als Zuschauer geboten wird, aber auch leider eine Fehlinterpretation des biblischen Wortes aus Matthäus 5:39 „Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dem halte auch die linke hin“, das hier zwar nicht zitiert wird, aber wohl gemeint ist.
Ohne auf den ganzen Film eingehen zu wollen möchte ich jedoch diesen wichtigen Aspekt herausgreifen, der dem ganzen Film eine bestimmte ungute Richtung gibt.
Es geht um das Thema Gewalt und Gegengewalt, ein nach wie vor aktuelles Thema. Soll man Gewalt widerspruchslos ertragen, oder soll man sich angemessen zur Wehr setzen (dürfen)?
Der Vater des kleinen M., ein zeitweilig in Afrika bei "Ärzte ohne Grenzen“ praktizierender hilfsbereiter und gutmütiger Arzt, der zu Hause in Dänemark einen harmlosen Sandkastenkonflikt seines Sohnes M. mit einem anderen kleinen Jungen wegen einer Schaufel zu klären versucht, wird von dem herbeieilenden Vater dieses kleinen Jungen mehrfach hart geohrfeigt, weil der das Recht für seinen Sohn auf diese Art und Weise glaubt durchsetzen zu müssen.
Am nächsten Tag geht dieser Arzt mit seinen beiden Söhnen und dem Schulfreund seines älteren Sohnes zum Arbeitsplatz dieses schnell ohrfeigenden Mannes, um ihn wegen seines gestrigen Verhaltens zur Rede zu stellen. Da dieser nach wie vor uneinsichtig ist und die Art und Weise einer verbalen Auseinandersetzung nicht verstehen kann oder will, gibt er dem Arzt nochmals einige Ohrfeigen.
Der Arzt reagiert nicht weiter, sondern zieht mit seinen Kindern von dannen und erklärt ihnen anschließend, warum sein Verhalten richtig gewesen sei, und warum der andere ja nur ein dummer Kerl gewesen sei.
Das sich in dieser Situation aufdrängende und oft falsch zitierte obige Bibelzitat, meint aber etwas ganz anderes. Wer einen Schlag auf die rechte Wange erhält muß von dem Angreifer mit dem Handrücken geschlagen worden sein, denn der Schlag mit der offenen Hand hätte die linke Wange getroffen und nicht die rechte. Der Schlag mit dem Handrücken ist aber weniger ein Zeichen der brutalen Gewalt als vielmehr ein Zeichen der Schmähung, der Beleidigung, die der Ausführende dadurch deutlich machen will.
Der geschlagene Vater aber wollte den Kindern zeigen, daß man Gewalteinwirkungen widerspruchslos hinnehmen soll. Das kann aber so à la Bibel nicht gemeint sein, denn gegen Gewalt darf man sich selbstverständlich mit angemessenen Mittel wehren.
Das Gleichnis will sagen: Eine Beleidigung soll man widerspruchslos einstecken können und dadurch zeigen, daß man über der Sache steht und ggf. eine weitere hinzunehmen bereit ist.
Trotz dieses gutgemeinten Beispiels eskaliert in diesem Film die Gewalt weiter in ungeahnte Dimensionen und bietet daher genügend Diskussionsstoff für alle interessierten Zuschauer.
Der Filmfrühling ist angebrochen
Die erste Jahreshälfte startet mit bedeutenden Filmfestivals – Vorspann 04/25
Filmischer Feminismus
Das IFFF 2025 in Köln – Festival 04/25
Über die Todesangst
„Sterben ohne Gott“ im Filmhaus – Foyer 03/25
Alles für die Musik
Publikumspremiere von „Köln 75“ im Cinenova – Foyer 03/25
Schlechte Zeiten?
Merz im März und ernste Kost im Kino – Vorspann 03/25
Mit Trauer umgehen
„Poison – Eine Liebesgeschichte“ im Odeon – Foyer 02/25
Gute Zeiten
Wie lang darf ein Film sein? – Vorspann 02/25
Bittersüße Dystopie
„Ein schöner Ort“ in der Aula der KHM – Foyer 01/25
Zeit-Fragen
Symposium der dokumentarfilminitiative im Filmhaus – Foyer 01/25
Stormskärs Maja – Von Liebe getragen, von Stürmen geprägt
Start: 3.4.2025
Parthenope
Start: 10.4.2025
Ernest Cole: Lost and Found
Start: 17.4.2025
Oslo Stories: Liebe
Start: 17.4.2025
Quiet Life
Start: 24.4.2025
Toxic
Start: 24.4.2025
Volveréis – Ein fast klassischer Liebesfilm
Start: 1.5.2025
Oslo Stories: Träume
Start: 8.5.2025
Wenn das Licht zerbricht
Start: 8.5.2025
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Mission: Impossible – The Final Reckoning
Start: 21.5.2025
Oslo Stories: Sehnsucht
Start: 22.5.2025
Das Kanu des Manitu
Start: 14.8.2025
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24