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Irreversibel

Irreversibel
Frankreich 2002, Laufzeit: 99 Min., FSK 18
Regie: Gaspar Noé
Darsteller: Monica Bellucci, Vincent Cassel, Albert Dupontel, Philippe Nahon, Jo Prestia

Auf dem Heimweg von einer Party wird Alex vergewaltigt und ins Koma geprügelt. Als ihr Freund Marcus davon erfährt, beginnt eine von blinder Wut getriebene Jagd auf den Peiniger, die in einem Schwulenclub mit einem tödlichen Irrtum endet. Radikales, begnadetes Gegenwartskino. Zum Schrecken aller Filmvorführer beginnt der neue Film des Argentiniers Gaspar Noé mit dem Abspann. Die Titel ziehen rückwärts durchs Bild. Was dann folgt, läßt einem den Atem stocken. Zwei Männer, Marcus (Vincent Cassell) und Pierre (Albert Dupontel), stürmen in den finsteren Abgrund des sadomasochistischen Schwulenclubs "Le Rectum". Sie suchen einen Mann namens El Tenia (Jo Prestia). Wie Motten, die das Licht umkreisen, läßt Noé dabei die Kamera umherschwingen, angelockt von sirrenden Glühbirnen und flackernder Beleuchtung. Unaufhörlich wummern Beats. Die düstere Szenerie ist nur bruchstückhaft zu erkennen. Die aggressive Stimmung eskaliert und endet mit dem grausamen Tod des vermeintlichen Vergewaltigers. Erst die folgenden Sequenzen erklären, wie es zu diesem finalen Racheakt kam.

Im Stil von "Memento" erzählt Regisseur Gaspar Noé seinen Film rückwärts. Das klassische Erzählmuster von Ursache und Wirkung wird umgekehrt. "Irreversibel" handelt vom vorherbestimmten Schicksal und den barbarischen Abgründen des menschlichen Daseins. Noé versucht die Gewalt authentisch und abschreckend darzustellen. Dazu nutzt er radikal die ihm zur Verfügung stehenden filmischen Mittel. Nahaufnahmen und quälend lange Einstellungen ohne Schnitt, sogenannte Plansequenzen, zwingen das Publikum zum Hinsehen. Die Vergewaltigung von Alex (Monica Belucci) dauert neun Minuten und ist kaum zu ertragen.

Ähnlich wie Sam Peckinpah in "Wer Gewalt sät ..." (1971) nimmt Noé keine Rücksicht auf Erzählkonventionen und den sogenannten guten Geschmack. Die drastischen Gewaltszenen sollen auf dem Festival in Cannes 2002 sogar für Ohnmachtsanfälle beim Publikum gesorgt haben. Mit einem Jahr Verspätung kommt der vermeintliche Skandalfilm hoffentlich unzensiert in die deutschen Kinos. "Dies ist kein Film, den man schneiden kann. Dies ist nicht Tomb Raider. Irreversibel ist ein Kunstwerk", sagt Hauptdarsteller und Produzent Vincent Cassel.

(Stefan Ortmann)

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