Joint Security Area
Korea 2000, Laufzeit: 110 Min.
Regie: Park Chan-wook
Darsteller: Lee Yeong-ae, Lee Byeong-heon, Song Kang-ho, Kim Tae-woo, Shin Ha-kyun
Es beginnt wie in einem Thriller. Nacht, Schritte, peitschende Schüsse. Eine Eule dreht verschreckt ihren Kopf. Oder ist es ein Kriegsfilm? Uniformierte bei Schusswechseln, Jeeps, Leuchtraketen. Klar ist: bei einer Auseinandersetzung zwischen Soldaten hat es Tote gegeben: ein Vorfall in der Sicherheitszone zwischen Nord- und Südkorea, der "Joint Security Area". Wieder ein neuer Film: eine Frau, selbst aus Korea stammend, in der Schweiz erzogen, übernimmt im Auftrag der neutralen, von der Schweiz und Schweden geführten Aufsichtsbehörde der Zone die Untersuchung des undurchsichtigen Falles. In einer komplexen Rückblendenfolge werden die tatsächlichen Ereignisse sowohl der jungen, kriminalistisch unbeirrbaren Ermittlerin als auch dem nach und nach eingeweihten Zuschauer klar. Ein Politdrama. Die ganze tragische Geschichte der beiden geteilten Länder steht im Hintergrund. Die seit je angespannte Situation mit Krieg, Scharmützeln und Provokationen bis hin zu der noch heute bestehenden tiefen Teilung zwischen dem "Schurkenstaat" und dem kapitalistischen Süden wiederholt sich wie in einem Brennglas am Ort des Geschehens, einer Grenzbaracke, in der zwei nordkoreanische Wachposten erschossen werden. Aber warum wurden die Revolvermagazine auf sie leergeschossen? Warum nimmt sich ein schwer verletzt Überlebender, als man ihm androht, ihn mit einem Lügendetektor zu vernehmen, das Leben? Eine neue Geschichte wird offenbar: hier im Niemandsland, an der legendären "Brücke ohne Wiederkehr", auf der nach dem Ende des Koreakrieges zahlreiche Gefangenaustausche stattgefunden hatten, ist es zu einer seltsamen Freundschaft gekommen. Vier Männer teilen plötzlich in einen geheimen Raum ihre Ängste und Gefühle, sprechen und streiten, spielen und rangeln, als würde es die furchtbare politische Zerrissenheit draußen nicht geben. Ein emotionsgeladenes Männer- und Soldaten-Melodram mit tragischem Ausgang.Was der koreanische Regisseur Park Chan Wook leistet, ist nicht nur die virtuose Verschachtelung und Verkettung der Handlungsstränge und Genre-Regeln, sondern eine fantastische, formal absolut stringente filmische Umsetzung, die einen bezwingenden Spannungsbogen aufbaut. Gebannt folgt man den Ereignissen, die sich gerade in ihrer Komplexität und Vielschichtigkeit unmittelbar offenbaren. Seine Bilder, der Rhythmus des Films, die Tiefe seiner Bezüge hinterlassen den Betrachter aufgewühlt und erzwingen intensives Nachdenken über die menschliche und politische Katastrophe, die hier stattfindet. Selten sah man eine so intensive, so kinogemäße Aufbereitung einer derartigen hochbrisanten Thematik.
(Heinz Holzapfel)
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24