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Kammerflimmern
Deutschland 2003, Laufzeit: 101 Min., FSK 12
Regie: Hendrik Hölzemann
Darsteller: Matthias Schweighöfer, Jessica Schwarz, Jan Gregor Kremp, Florian Lukas, Bibiana Beglau, Rosel Zech, Volker Spengler, Ulrich Noethen, Carlo Ljubek

Zwar macht der 26jährige Crash, um das täglich erlebte Elend als Lebensretter auf den Straßen Kölns zu kompensieren, weder von Zynismus noch von Drogen so ausgiebig Gebrauch wie seine Sanitäterkollegen. Emotional ausgeglichen aber ist auch er nicht. Oft wirkt er wie ein Unbeteiligter im eigenen Privatleben und muss sich zudem beunruhigend regelmäßig mit einem aufwühlenden Alptraum herumschlagen, in dem ihn eine Frauengestalt zu sich zu locken scheint. Als er dieser 'Traumfrau' dann bei einem Rettungseinsatz tatsächlich gegenüber steht, ist es wie ein Stromstoß, der seine eigenen Bedürfnisse und Emotionen weckt. In seinem Drehbuch sei keine einzige Figur erfunden, lässt der einstige Zivi im Rettungsdienst, Hendrik Hölzemann verlauten. Bereits mit seinem Debütskript zu Benjamin Quabecks preisgekröntem "Nichts bereuen" machte er auf sich aufmerksam. In seiner ersten Regiearbeit nun inszeniert er mit einem ordentlichen Maß an Realitätsnähe den ernüchternden Arbeitsalltag im Rettungsdienst, in dem die mobilen Helfer nicht als strahlende Helden den Tag beenden, sondern eine Sisyphusarbeit verrichten inmitten ewiger Ehedramen, fortgesetzten Drogenmissbrauchs und haltlos Lebensmüder. Fast konträr dazu entwickelt Hölzemann seine Liebesgeschichte: Schon dem parapsychologischen Ansatz wohnt mehr als ein Hauch Verklärung inne, und in seiner Schlussoffensive inszeniert der junge Regisseur die Liebe so überhöht als ultimativen Rettungsanker, als sei sie schlichtweg nicht von dieser Welt. Was unvereinbar klingt, ist Hölzemann erstaunlich reibungslos gelungen, und das durchaus nicht ohne Humor. Der wiederum zeigt sich bei ihm bevorzugt so wenig zart besaitet wie seine charmant robuste Kölner Imbissfrau beim Zubereiten ihrer Mettbrötchen. Dass "Kammerflimmern" zudem angenehm unaufdringlich über Leben, Tod und den individuell variierenden Umgang mit diesen existentiellen Eckpfeilern reflektiert, könnte dabei fast übersehen werden.

(Kirsten Dyrda)

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