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Lady Vengeance

Lady Vengeance
Südkorea 2005
Regie: Park Chan-wook
Darsteller: Lee Yeong-ae, Choi Min-sik, Oh Dal-su, Kim Shi-hoo, Lee Seung-shin, Kim Bu-seon, Oh Kwang-rok

Wenn ein Verleih auf Mainstreampublikum setzt, dann heißt der Regisseur auf dem Plakat in der Regel nur noch "vom Regisseur von ...". In diesem Fall von "Old Boy". Der Regisseur von "Lady Vengeance" heißt im wirklichen Leben aber Park Chan-wook und hat bereits so außergewöhnliche Filme wie "Joint Security Area", "Sympathy for Mr. Vengeance" und eben "Old Boy" gedreht. "Lady Vengeance" ist nach den beiden Letztgenannten der dritte Teil seiner Rachetrilogie. Auch hier ist die Handlung und sind die darin agierenden Personen von Ambivalenz zerrissen. Im ersten Teil des Films erfahren wir in einem noch sehr abwechslungsreichen Stilgemisch von den Begebenheiten vor und während des Gefängnisaufenthaltes von Lee Geum-ja. Sehr an Quentin Tarantinos "Kill Bill"-Epos erinnernd, das ja wiederum auf dem japanischen Rache-Manga "Lady Snowblood" basiert, spielt Park Chan-wook mit unterschiedlichen Stilmitteln, bringt gewalttätige Szenen ebenso ein wie Humor. Nachdem diese Basis gelegt ist, die Mitstreiterinnen von Lee Geum-ja vorgestellt sind, wird der Ton ruhiger, emotionaler. Wie immer interessiert sich der Regisseur nicht für das Offensichtliche, das Klare, sondern unterwandert nicht nur die Erwartungshaltung des Zuschauers, sondern auch dessen moralische Urteilskraft. In einer Schlüsselszene, die an grausamem Humor und humorvoller Grausamkeit kaum zu überbieten ist, stellt er die Lynchjustiz zur Debatte - und überlässt das Urteil dem Zuschauer. Auch die visuelle Poesie, mit der er seinen häufig recht brutalen Film zunehmend infiltriert, ist Teil dieses Spiels mit der Ambiguität. Man kennt das von dem koreanischen Regisseur Kim Ki-duk oder dem Japaner Takeshi Kitano und ganz allgemein von der nur undeutlichen Trennlinie zwischen Liebe und Gewalt und Leben und Tod im asiatischen Raum. Park Chan-wooks neuer Film ist dabei nicht ganz so sehr einer artifiziellen Ästhetik unterworfen wie die Filme seiner beiden Kollegen. Er findet aber immer wieder wunderbare Bilder für die Seelenzustände seiner Figuren.

(Christian Meyer)

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