Leb wohl, meine Königin!
F/E 2012, Laufzeit: 100 Min., FSK 6
Regie: Benoît Jacquot
Darsteller: Léa Seydoux, Diane Kruger, Virginie Ledoyen, Xavier Beauvois, Noémie Lvovsky, Michel Robin, Vladimir Consigny
>> www.lebwohlmeinekoenigin-film.de
Stimmungsvolles Historiendrama
DerSturm
„Lebe wohl, meine Königin“ von Benoît Jacquot
Es ist der Sommer 1789, in Frankreich brodelt’s. Während in Paris die Bastille gestürmt wird, herrscht am Hofe König Ludwigs XVI. (Xavier Beauvois) noch trügerische Stille, der Alltag geht seinen gewohnten Gang. Zu den Bediensteten der Königin Marie Antoinette (Diane Kruger) gehört deren junge Vorleserin Sidonie (Léa Seydoux, „Mission Impossible – Phantom Protocol“). Beinahe freundschaftlich gestaltet sich die Beziehung der beiden, Sidonie ist ihrer Königin ergeben, Marie Antoinette gibt sich ihr gegenüber weniger herrisch als etwa die älteren Hofdamen, die Sidonie mit aller Strenge maßregeln. Dann erreichen die ersten Gerüchte der nahenden Revolte den Hof, und schleichend setzt die Unruhe ein, stille Fluchtgedanken weichen die Loyalität gegenüber der Royalität auf. Nicht bei Sidonie, die zu ihrer Königin steht.
Regisseur Benoît Jacquot („Schule des Begehrens“) gelingt ein packendes Kostümdrama, das atmosphärisch den erdrückenden Schwebezustand am Hofe zeichnet. Ein Film, der den Bombast bebildert, ohne selbst Bombast zu sein: Die Aufnahmen sind wundervoll ausgeleuchtet, wirken oftmals, seien es Räume oder Portraits, wie gemalt. Ein kunstvoll gezeichneter Historienfilm ohne Kitsch und Pomp, der spannungsvoll von einem kollektiven Angstzustand erzählt, in dem die Figuren menscheln, von der Dienstmagd bis zur Krone. In der Beziehung zwischen der Königin und ihre Vorleserin kulminieren Freundschaft, Machtkalkül, Egoismus und bedingungslose Treue. Jacquot verdichtet die ganze Tragik eines untergehenden Hofstaats, hintergründig und subtil. Wunderbar.
(Hartmut Ernst)
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