Man muss mich nicht lieben
Frankreich 2005, Laufzeit: 93 Min.
Regie: Stephane Brize
Darsteller: Patrick Chesnais, Anne Consigny, Georges Wilson, Lionel Abelanski, Cyril Coupon, Genevive Mnich, Hélne Alexandridis, Anne Benoît, Olivier Claverie, Marie-Sohna Condé, Isabelle Brochard, Stephan Wojtowicz, Pedro Lombardi
Schnaufend und geknickten Kopfes geht der allein lebende Gerichtsvollzieher Jean-Claude (Patrick Chesnais) seinem Job nach. Als würden die Altlasten seiner 50 Lebensjahre auf seinen Schultern liegen, händelt er resigniert und stumm seinen Alltag. Das Verhältnis zu seinem Sohn, der beruflich in seine Fußstapfen treten soll, ist freundlich, aber distanziert, die Besuche bei seinem Vater im Altersheim enden mit verbitterten Beschimpfungen, die Jean-Claude schweigend über sich ergehen lässt. "Sie müssen etwas tun", rät ihm sein Arzt. So nahe liegend wie schicksalhaft führt es den wortkargen Mann zur Tangoschule, deren Klängen er gegenüber vom Büro lauscht. Dort trifft er auf Francoise (Anne Consigny). Francoise ist verlobt und lebt selbstlos für die blockierten Kreativergüsse ihres Freundes Thierry, einem verkappten Schriftsteller. Sie erkennt Jean-Claude, dessen Mutter früher ihre Babysitterin gewesen ist. Die gemeinsamen Tanzstunden rücken die beiden einsamen Seelen näher zusammen und beflügeln Lebensmut und Selbstbesinnung.Beschwingt und melancholisch befreit Regisseur Stéphane Brizé seine beiden auf den ersten Blick so unterschiedlichen, traurigen Helden aus ihrer Lethargie und schenkt ihnen mit Tangoschritt und stiller Leidenschaft Hoffnung und den Willen zur Veränderung. Er, der sich in seiner Einsamkeit verkriecht, trifft auf sie, die einsam ist in der Zweisamkeit, und beide schweben Arm in Arm übers Parkett, auf dem sie der Tristesse des Lebens entfliehen und dabei Nähe finden und Sehnsüchte entdecken. Die Motivation beider Tanzpartner bleibt unterschiedlich, bis Jean-Claude erkennt, dass es nicht erst der Liebe bedarf, um Veränderungen zu bewirken. Die Melancholie des Tangos entspricht wunderbar der Stimmung des Films, Brizé engagierte Eduardo Makaroff und Christoph H. Müller vom Wotan Project, die dem Soundtrack den passenden Schliff versetzten, ohne Macht und Magie der Musik aufdringlich in den Mittelpunkt zu rücken. Der wird vielmehr ausgefüllt von den beiden brillanten Hauptdarstellern.
(Hartmut Ernst)
Kneecap
Start: 23.1.2025
Der Brutalist
Start: 30.1.2025
Poison – Eine Liebesgeschichte
Start: 30.1.2025
Maria
Start: 6.2.2025
Mutiny in Heaven – Nick Caves frühe Jahre
Start: 6.2.2025
Heldin
Start: 27.2.2025
Like A Complete Unknown
Start: 27.2.2025
Das kostbarste aller Güter
Start: 6.3.2025
Flow
Start: 6.3.2025
Köln 75
Start: 13.3.2025
Das Licht
Start: 20.3.2025
The End
Start: 27.3.2025
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24