Manderlay
Deutschland/Dänemark 2005, Laufzeit: 139 Min.
Regie: Lars von Trier
Darsteller: Bryce Dallas Howard, Isaach De Bankolé, Danny Glover, John C. Reilly, Jeremy Davies, Lauren Bacall, Chloë Sevigny, Jean-Marc Barr, Udo Kier, Willem Dafoe, Michaël Abiteboul, Virgile Bramly, Ruben Brinkmann, Doa Croll, Llewella Gideon, Fredric Gildea, Mona Hammond, Andrew Hardiman, Aki Hirvonen, Ginny Holder, Emmanuel Idowu
'Manderlay' ist ebenso schlicht und theaternah inszeniert wie Lars von Triers letzter Film 'Dogville': Auf einer Bühne, auf der Linien Häuser markieren, Schrift auf dem Boden Orte bezeichnet und Objekte und Gegenstände nur rudimentär zu sehen sind. Nachdem sich Lars von Trier in seiner bisherigen Laufbahn gerne für jeden Film neu erfunden hat, ist diese Ähnlichkeit zum Vorgänger erstaunlich. Aber nach einer ersten, kurzen Ernüchterung ist das alles andere als enttäuschend: 'Manderlay' spielt auch wieder mit einem gut ausbalancierten Verhältnis von Abstraktion und Konkretion, verwirrt den Zuschauer mit seiner Mischung aus Einfühlungspotential und Distanzierung und begeistert mit einer wohldurchdachten Inszenierung ebenso wie durch die Leistungen der Darsteller, allen voran Bryce Dallas Howard, die hier bravourös Nicole Kidman ersetzt. 'Manderlay' ist ein sehr komplexes, dialektisches Gedankenspiel um Rassismus bzw. positiven Rassismus (dem 'gut gemeinten' Pendant) und den Bedingungen, die dazu führen, dass rassistische Klischees fortbestehen. Klischees, die davon leben, Differenzen zu definieren und zu werten ? positiv oder negativ oder im ständigen Wechsel. So wie bei Grace, die sich trotz allen guten Willens bei ihrem Versuch, in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts auf einer alten Baumwollfarm die Sklaverei zu überwinden, ständig in Vorurteile verstrickt, das Gegenteil von dem erreicht, was sie erreichen will und am Ende kapitulieren muss (das kann man ruhig verraten, denn es wird niemand wirklich erwarten, dass dieser Film eine adäquate Antwort auf die vielen Fragen hat, die er aufwirft). 'Manderlay' ist sicherlich gleichermaßen antirassistisch wie antiamerikanisch, und man kann sich fragen, warum sich von Trier an Letzterem so festbeißt. Aber so leicht wie bei der spaßigen Polemik von "Dear Wendy" macht er es sich hier nicht und führt ein wildes dialektisches Tänzchen auf, geht die Dinge immer wieder geistreich von einer neuen Seite an, dass es eine wahre Freude ist und auch die Vorfreude auf den dritten Teil ungetrübt bleibt.
(Christian Meyer)
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24