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Mitte Ende August
D 2008, Laufzeit: 92 Min., FSK 6
Regie: Sebastian Schipper
Darsteller: Marie Bäumer, Anna Brüggemann, Milan Peschel, André Hennicke, Agnese Zeltina, Gert Voss

Ein verliebtes Paar, ein Haus auf dem Lande, Besuch: Zwei Enddreißiger werden auf die Probe gestellt.

Ach, ist das schön: Zwei Liebende, Thomas (Milan Peschel) und Hanna (Marie Bäumer), die albern und unbeschwert in ihrer Beziehung baden, glücklich, frech und infantil. Und das wirklich Schöne: Die zwei sind Ende 30. So weit, so gut. Nur, dass das auf Dauer nicht so bleiben kann mit der unbeschwerten Liebe – das weiß jeder Verliebte, und natürlich auch Regisseur und Drehbuchautor Sebastian Schipper. Der dichtet seinem Pärchen ein Haus auf dem Lande an, das die zwei aus der Großstadt heraus zu Bindung und Sesshaftigkeit geleiten soll. Das Haus steht schon und will von seinen neuen Besitzern über den Sommer eingerichtet werden. Doch schon bald kommt Besuch: Thomas‘ älterer Bruder Friedrich (André Hennicke) ist abgebrannt und benötigt seelischen Beistand, und wenig später gesellt sich die junge Augustine (Anna Brüggemann) hinzu. Das Ende der Zweisamkeit also – und die Bewährungsprobe für Thomas und Hanna, die sich neuen Reizen und Konflikten ausgesetzt sehen.

Basierend auf, aber nicht ganz so melodramatisch wie Goethes „Wahlverwandtschaften“, schickt Schipper sein Paar zur Treue-Prüfung. Die Stärke seines Films sind die wahrhaftigen Momente, wenn er Situationen durchspielt, in der sich so manches Paar wiedererkennen wird, sowohl im Guten als auch im Schlechten. Marie Bäumer und Milan Peschel gewährleisten dies mit ihrem beeindruckend authentischen Spiel, das improvisiert und echt wirkt. Das Manko indes ist die Dramaturgie, die ihre realen Bezüge zu einem arg künstlichen Gerüst verknüpft. Die Konfliktherde, die sich aus kleinen Reibereien zu existentiellen Streitereien steigern, wirken oft konstruiert. Höhepunkt dieser Entwicklung ist schließlich der Besuch von Hannas Vater Bo (Gert Voss), einem über die Maße dimensionierten Prollprotz, der mit seiner jungen, osteuropäischen Begleitung in die trügerische Idylle einfällt.

Trotzdem und glücklicherweise findet Schipper am Ende zum Wesentlichen, zur Lebensnähe, zurück und bietet Gelegenheit zur Reflektion. Damit bleibt „Mitte Ende August“ immer noch ein sehenswertes Drama, in dem sich die Ü30-Generation wiederfinden kann. In das Schipper Lebenserfahrung und viel Weisheit gepackt hat. Und das seine ungekünstelten Darsteller wiederholt zum bewegenden Erlebnis macht. Unterstützend ist dabei die psychedelische Musik von Vic Chesnutt, die mit surrealen Klangteppichen das Drama aus der Kammerspielecke herausreißt und dem Film noch einmal ganz andere, realitätssprengende Akzente verleiht.

(Hartmut Ernst)

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