Monster
USA 2003, Laufzeit: 111 Min., FSK 16
Regie: Patty Jenkins
Darsteller: Charlize Theron, Christina Ricci, Bruce Dern, Scott Wilson, Lee Tergesen, Pruitt Taylor Vince, Annie Corley, Marco St. John, Bubba Baker, Mark Macaulay, Brett Rice, Robb Chamberlain, Chandra Leigh, Catherine Mangan, Christian Strokes, Tim Ware
Das Leben ist voller Widersprüche, Ambivalenzen und Unklarheiten. Das hat der Mensch nicht gern! Deshalb interpretiert, selektiert und sinnstiftet er tagein tagaus wie ein Besessener. Das tut er auch mit und in der Kunst. Gute Kunst aber hält Widersprüche und Sinnlosigkeit aus, sucht nicht nach Antworten, sondern stellt höchstens Fragen - im besten Fall die richtigen."Monster" von Patty Jenkins macht sich daran, aus etwas scheinbar eindeutigem etwas ambivalentes zu machen und versucht dadurch, der Geschichte näher zu kommen. Ein ganz eindeutiges Bild haben zunächst die hierfür zuständigen staatlichen Institutionen, später auch die Medien von Aileen Wuornos entworfen. Die Unterschrift des Bildes heißt "Monster". Aileen Wuornos war eine Straßenhure, die wegen der Morde an mindestens sechs Männern nach zehn Jahren auf der Death Row im Jahre 2002 hingerichtet wurde. Jenkins erzählt, wie es zu den Taten kommen konnte. Dabei entwirft sie ein Psychogramm von Wuornos, das weder anklagt noch freispricht. Stattdessen sehen wir eine Person, die zwar vom Leben und der Gesellschaft nicht viel Gutes erfahren hat, die aber im fortschreitenden Handlungsverlauf selber offensichtlich genau so Ungutes tut. Getrieben und gehetzt, aber selber längst nicht mehr unschuldig. Michael Kohlhaas lässt grüßen! Die Oscar-Preisträgerin Charlize Theron und Christina Ricci, die die naive, schutzsuchende lesbische Freundin von Wuornos spielt, meistern diesen Parcours meisterhaft. Am Schluss des Films hält jedoch Patty Jenkins selber die Ambivalenzen nicht mehr aus. Bei der moralischen Frage der Bestrafung, die man sich spätestens mit der Verhaftung und dem Gerichtsverfahren stellen muss, entflieht die Regisseurin dem Druck, indem sie diesen Teil der Geschichte in einen läppischen Videoclip mit lauter Musik überführt (das 'passiert' ihr auch vorher schon mal). Den Rest der Geschichte ? den Gefängnisaufenthalt und die Hinrichtung ? spart sie ganz aus. Das ist schade, aber nach den vorangegangenen 100 Minuten Anstrengung eine durchaus verständliche 'Übersprungshandlung'. Vielleicht kann man diesen Widerspruch, um eine Massenmörderin zu weinen, wirklich nicht aushalten. Zum Schluss ein klares (wir neigen ja zur Eindeutigkeit) Statement gegen die Todesstrafe wäre aber doch wichtig gewesen.
(Christian Meyer)
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