Moonfall
USA 2022, Laufzeit: 120 Min., FSK 12
Regie: Roland Emmerich
Darsteller: Halle Berry, Patrick Wilson, John Bradley
>> www.leoninedistribution.com/filme/159225/moonfall.html
Unspekatkuläres Sci-Fi-Spektakel
Out of Orbit
„Moonfall“ von Roland Emmerich
Jaja, der gute alte Emmerich. Nach engagiertem Start im deutschen Genrekino, erwächst er in den 1990er zum deutschen Popcornkino-König in Hollywood, der den Bombast sucht und irgendwann das verliert, was Kollege Wolfgang Petersen weiterhin im Blockbusterkino aufrechtzuerhalten sucht: Drama und Spannung. Petersen hört irgendwann auf („Poseidon, 2006) – Emmerich macht weiter.
Das geht bis „2012“ (2009) noch einigermaßen gut, doch spätestens dann verliert Emmerichs Output endgültig seine Seele. Mit der Fortsetzung seines einst formidablen „Independence Day“ setzt er den Tiefpunkt, aus dem er sich nun mit einem neuen Alien-Abenteuer herauszumanövrieren sucht. Leider vergebens.
Vor zehn Jahren gerieten die Astronautin Jo Fowler (tough: Halle Berry) und ihr Kollege Brian Harper (verwegen: Patrick Wilson) nahe dem Mond in einen rätselhaften Zwischenfall, der einem Kollegen das Leben kostet. Zehn Jahre später verlagert sich unvermittelt die Mondbahn, und der Trabant droht, innerhalb von drei Wochen auf die Erde zu stürzen. Jo und Brain werden rekrutiert und bilden gemeinsam mit dem – Achtung, neues Wort: Megastrukturisten K.C. Houseman (nerdig: John Bradley) ein Rettungsteam, das zum Mond geschickt wird.
Die Ingredienzien sind wohlbekannt: Die Erde wird bedroht (Countdown 1), das US-Militär rüstet reflexhaft zum sinnlosen Gegenschlag, skurrile Wissenschaftler sind klüger und rennen gegen den Militärschlag an (Countdown 2), die Menschheit rückt in kollektiver Not zusammen (unter amerikanischer Führung), Väter und Söhne, Frauen und Ex-Männer, die Pathosrede, Opfertod eines Nebendarstellers, Countdown 3, Meteoriten-Einschläge, Tsunamis, Aufhebung von Schwerkraft und jeglicher Logik, Geist (Forscher) und Technik (glorreiches US-Militär) trotzen siegreich der Bedrohung.
Derlei Katastrophenhokuspokus ist schon oft gutgegangen („Independence Day“, „Armageddon“). Inzwischen aber düst Emmerich im Betriebsblindflug durch seinen CGI-Bombast, der viel zerstört, aber nicht weh tut, der von Film zu Film größer sein soll, die Filme aber immer kleiner macht. Natürlich sollte man einen Emmerich-Film nicht an seiner Glaubwürdigkeit messen. Doch der Regisseur legt selbst dar, dass es auch hier Grenzen gibt, indem er beispielhaft belegt, dass pures audiovisuelles Over-the-Top nicht genügt, um ein Publikum zu erreichen, es emotional mitzunehmen. Dass reine Willkür jeglichen Ansatz von Drama und Spannung im Keim erstickt. Wenn alles nur noch egal ist, dann ist auch der Film nur noch egal. Emmerich zerstört sichtlich gern die Erde. Immer häufiger zerstört er aber dabei auch seine eigenen Filme. Popcornkino ohne Drama ist wie Popcorn ohne Kino. „Moonfall“ ist Hokuspokus ohne Magie.
(Hartmut Ernst)
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