Movie 43
USA 2013, Laufzeit: 94 Min., FSK 16
Regie: Elizabeth Banks, Steven Brill, Steve Carr u.a.
Darsteller: Emma Stone, Hugh Jackman, Elizabeth Banks, Richard Gere
Prominent besetzte Sketchparade
Mit Unsinn und Verstand
„Movie 43“ von Peter Farrelly u.a.
Als Referenz für diesen derben Sketch-Reigen wird „Kentucky Fried Movie“ herangezogen, mit dem das Regie-Trio Jim Abrahams, David und Jerry Zucker 1977 ihren weltweiten Slapstick-Siegeszug über die Leinwände initiierten, der 1988 mit der Krimi-Satire „Die nackte Kanone“ endete und bis hin in deutsche Gefilde („Der Schuh des Manitu“) nachhaltig Einfluss ausübte. Eine Mischung aus Genreparodie, Gesellschaftssatire, Wortwitz, schlechtem Geschmack und Lachern im Sekundentakt. „Kentucky Fried Movie“ blieb das einzige Werk der Regisseure, das dramaturgisch einem stringenten Handlungsfaden entbehrte. „Movie 43“ setzt sich auf dieses Konzept drauf. Es existiert eine unaufgelöste Rahmenhandlung rund um drei Jugendliche, die im Internet das besagte und streng geheime „Movie 43“ entdecken und damit eine vermeintliche Katastrophe heraufbeschwören. Der Rest ist eine Abfolge von gespielten Witzen, die sich von derber Klamotte bis hin zu trefflicher Gesellschaftssatire erstreckt.
Der größte Trumpf wird direkt zu Beginn verschossen, in der Hugh Jackman ein Blind Date mit Kate Winslet hat und im Kehlkopfbereich auffällige organische Besonderheiten aufweist. Ein Spaß, der an dieser Stelle nicht verraten werden soll und zu dem in der Pressevorführung (vorerst) nur die männlichen Zuschauer schallend lachten. Die nachfolgende Quatschparade zieht sich quer durch die US-Kultur, die sich offensichtlich seit 1977 vor allem dahingehend entwickelt hat, dass der Umgang mit Fäkalien und das Lachen darüber gesellschaftlich etabliert sind, was ein Sketch in Extremo auskostet. Immerhin bleibt es bei einem Sketch zu diesem Thema, und das ist wesentlich weniger als befürchtet.
Die Welle der political correctness, die in den letzten Jahrzehnten durch die westliche Zivilisation schwemmt, wird schlichtweg ignoriert, aber genau deshalb funktioniert das Ganze ja. Und Genreparodien spielen im Vergleich zum Vorbild eine untergeordnete Rolle. Aber die wurden ja in den letzten Jahren weitreichend gesondert abgedeckt und waren in den meisten Fällen weniger gelungen als das vorliegende Werk. Nein, man bedient sich hier überwiegend aus dem American Life und gibt sich dabei albern bis ins Surreale und sexistisch bis zum Anschlag. Letzteres zielt dabei auf beiderlei Geschlechter. Und somit dürfte am Ende für jede(n) was dabei sein. Insgesamt aber ist das zugleich wohl auch für die meisten zu wenig.
Trotzdem bieten hier 14 Regisseure mit einem beachtlichen Staraufgebot (Emma Stone, Gerald Butler, Naomi Watts, Kristen Bell, Richard Gere, Halle Berry, Uma Thurman etc.) Kurzweil und zeigen, dass man auch 35 Jahre nach „Kentucky Fried Movie“ noch Sketche mit Unsinn und Verstand auf die Leinwand bringen kann – und darf. Und dazu danken die Filmemacher dann auch im Abstand all denen, die hin und wieder mal einen dreckigen Gedanken haben. Und wer hat den nicht?
(Hartmut Ernst)
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