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Mulholland Drive

Mulholland Drive - Straße der Finsternis
USA 2001, Laufzeit: 152 Min., FSK 16
Regie: David Lynch
Darsteller: Justin Theroux, Naomi Watts, Laura Herring, Ann Miller, Dan Hedaya, Mark Pellegrino, Robert Forster

Mystery-Thriller

Scheinwelt
„Mulholland Drive“
von David Lynch

Nach dem Zwischenspiel des amerikanischen Idylls "The Straight Story - Eine wahre Geschichte" kehrt David Lynch ("Blue Velvet") mit seinem neuen Film wieder zu seinem eigentlichen Metier zurück, zum Mystery-Thriller à la "Lost Highway". Wie dieser beginnt "Mulholland Drive" als zwar geheimnisvolle, aber doch realistisch anmutende Geschichte, um sich am Schluss - rational nicht mehr nachvollziehbar - in einer abstrusen Gegenwelt zu verlieren, die sich vom vorher Erzählten scheinbar völlig abgekoppelt hat.

Eine Limousine fährt nachts den Mulholland Drive in L.A. hinunter und prallt mit einem anderen Auto zusammen. Eine dunkelhaarige, mondäne Frau entsteigt fast unverletzt dem Wagen, irrt durch die Nacht, flüchtet unbemerkt in eine Villa. Nach dem Erwachen kann sie sich an nichts mehr erinnern. Eine blonde Frau, Typ Mädel vom Lande, naiv aber zielstrebig, steht vor ihr und will helfen. Offenbar geht es um Machenschaften innerhalb der Filmindustrie und um ein dubioses Verbrechen. Eine fast zweieinhalbstündige Odyssee der beiden durch die Stadt beginnt ­ und durch die unzugänglichen Seelenlandschaften aller Beteiligten.

Als meist auf Inhalt und Botschaft fixierter Kinogänger oder Filmkritiker wird man sich ohne Zögern auf die provozierende Schlussauflösung stürzen und nach Beweisen suchen, an welchen Stellen das überraschende Ende den vorher erzählten Passagen überall widerspricht. Aber schon bei "Lost Highway" passte da nichts zusammen. Man erinnere sich an die radikale Zweiteilung des Films: die männliche Hauptfigur vom Anfang verwandelt sich in jemand völlig anderen und taucht bis zum Schluss nicht mehr auf. Also: Forget it! Was zählt, sind der Stil und die Bilder! In dieser Hinsicht war auch "The Straight Story" trotz vorgeblicher inhaltlicher "Abweichung" von seiner Typologie her durch und durch ein Werk des Filmkünstlers David Lynch. Und in "Mulholland Drive" überwältigt er den Zuschauer erneut mit seiner rauschhaften Kino-Ästhetik, die er wie kaum ein anderer beherrscht. Die Farben, Interieurs und traumwandlerischen Kamerafahrten, auch diesmal untermalt vom suggestiven Score Angelo Badalamentis, entführen in eine ganz eigene, durchkomponierte Scheinwelt, die mit großer Virtuosität konstruiert und zu Leinwandleben erweckt wird. Durch die Ansiedlung in Hollywood und die zahlreichen satirisch überzeichneten Einblicke in die Filmwelt, die Lynchs Gesellschaftsstudie mit einem geradezu grotesken Humor anreichern, erreicht "Mulholland Drive" zusätzlich eine selbstreflexive Dimension, die man ohne weiteres auf der Linie von Billy Wilders "Sunset Boulevard" anzusiedeln hat. So wird aus einem vielleicht unverständlichen Szenen-Puzzle ein herrlich düsteres Vergnügen für Auge und Ohr und Intellekt.

(Heinz Holzapfel)

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