Nachtlärm
D, CH 2012, Laufzeit: 95 Min., FSK 12
Regie: Christoph Schaub
Darsteller: Alexandra Maria Lara, Sebastian Blomberg, Tiziano Jähde, Georg Friedrich, Carol Schuler, Andreas Matti, Ingo Ospelt, Michael Gempart, Sylke Ferber
>> www.nachtlärm.x-verleih.de
Komödiantisches Roadmovie
Wohin mit dem Kind?
„Nachtlärm“ von Christoph Schaub
Regisseur Christoph Schaub und Drehbuchautor Martin Suter melden sich zurück: 2009 brachten die beiden Schweizer erfolgreich „Giulias Verschwinden“ in die Kinos, ein poetisches Drama, in dem Corinna Harfouch eine Frau spielt, die gerade fünfzig wird und sich nicht mehr von der Umwelt wahrgenommen fühlt. In „Nachtlärm“, dem gemeinsamen neuen Projekt, beschäftigen sich Schaub und Suter nicht mehr mit dem Älterwerden, sondern mit dem Schicksal eines Pärchens, das dem lautstarken Terror ihres Nachwuchses ausgesetzt ist – und dabei unorthodoxe Lösungen findet. Von groß zu klein, von der Unsichtbaren zum Unüberhörbaren – ein merklicher Wechsel.
Der acht Monate alte Tim (Tiziano Jähde) bringt in diesem Film den Stein ins Rollen, als er mit seinen nächtlichen Schreitiraden erneut seine Eltern Livia (Alexandra Maria Lara) und Marco (Sebastian Blomberg) dazu zwingt, mitten in der Nacht aus der Wohnung zu fliehen und sich ins Auto zu setzen. Denn dort, im Auto, surrt der Motor – und das scheint das einzige Geräusch zu sein, welches das Baby zu zähmen weiß. 130 km/h sind seine Einschlafgeschwindigkeit. Vielleicht bieten sie ja damit Lebenshilfe für junge Eltern im Publikum, wie man den Nachwuchs besänftigt, wenn er des Nachts zum krakelenden Nervtöter mutiert. Autofahren klingt nachvollziehbar und abwegig zugleich und ist damit trefflich geeignet für ein Roadmovie. In dieser Nacht aber geht etwas schief: Ein Gauner (Georg Friedrich, „Import – Export“, „Sommer in Orange“) und seine Freundin (Carol Schuler) klauen kurzentschlossen den Wagen, übersehen dabei allerdings den kleinen Fahrgast. Ein Umstand, der in einer turbulenten Nacht endet.
Ein Schreikind, zwei gestresste Eltern, zwei unfreiwillige Kindesentführer: ein „Roadmovie, in bester alpenländisch-skurriler Tradition“, wirbt der Verleih, worauf auch immer er sich damit beziehen mag. Wie schon „Giulias Verschwinden“, in dem Corinna Harfouch unter anderem Bruno Ganz begegnete, vereint Christoph Schaub auch hier wieder deutschsprachige Darstellergrößen verschiedener Nationalitäten. In diesem Fall ist es die jüngere Generation: Alexandra Maria Lara („Der Untergang“, „Vom Suchen und Finden der Liebe“, „Rubbeldiekatz“) gilt hierzulande inzwischen als Institution und darf auch gelegentlich im Ausland mitmischen („Control“). Sebastian Blomberg fiel erstmals in „Anatomie“ auf, um sich im Laufe der Zeit durch Filme wie „Alles auf Zucker!“, „Das letzte Schweigen“ oder „Wer wenn nicht wir“ auch für anspruchsvolles Mainstream-Kino zu qualifizieren. In „Nachtlärm“ finden die zwei Darsteller nun als Elternpaar zusammen. Und wenn harte Jungs, in diesem Fall der Österreicher Georg Friedrich, unverhofft zum Babysitter avancieren, birgt das gleichermaßen Lacher und Thrill. Derartige Begegnungen haben schließlich schon Arnold Schwarzenegger („Der Kindergarten-Cop“) oder Vin Diesel („Der Babynator“) salonfähig gemacht. Nur hatten die nicht auch noch die Eltern im Nacken.
(Hartmut Ernst)
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