Nicotina
Mexiko, Argentinien 2003, Laufzeit: 92 Min., FSK 16
Regie: Hugo Rodriguez
Darsteller: Diego Luna, Daniel Giménez Cacho, Jesús Ochoa, Lucas Crespi, Rafael Inclan, Rosa María Bianchi, Marta Belaustegui, Carmen Madrid, Norman Sotolongo
Dass der Konsum von Rauchwaren schädlich sein kann, gilt als zweifelsfrei bewiesen. In gewissen Situationen allerdings zeigt sich auch ein Entwöhnungsversuch als der Gesundheit ganz und gar abträglich - befindet zumindest Hugo Rodriguez augenzwinkernd in seiner Gangsterkomödie "Nicotina", die bei Lolo daheim ansetzt. Die Wohnung seiner heimlichen Liebe Andrea hat der Computerfreak par excellence lückenlos verkabelt, um ihr zumindest via PC nahe zu sein. Im Handumdrehen erledigt er auch den Auftrag seines Kumpels Nene, gewinnträchtige Daten auf eine CD zu brennen. Bloß als nahezu zeitgleich Andreas Liebhaber auftaucht, die Angebetete die Machenschaften des technisierten Spanners entdeckt, die Übergabe der wertvollen CD starten soll und die Kippe in Lolos Hand kalt bleibt, läuft nichts mehr nach Plan. In "Echtzeit" verfolgt Regisseur Rodriguez gut 90 Minuten lang die tödlichen Verwicklungen seiner Charaktere in den Straßen von Mexiko City, in die zwei frustrierte Paare des örtlichen Einzelhandels entscheidend mit einbezogen werden. In Mexiko wurde "Nicotina", ein Projekt der "Amores Perros"-Produzenten, bereits mehrfach ausgezeichnet. Mit pulsierenden Rhythmen, verspielten Bild-im-Bild- und Split-Screen-Kompositionen sowie Bezügen zu Filmen wie "Snatch" und "Pulp Fiction" gestaltet Rodriguez seine eigene Schundversion. Diskutierten seinerzeit Travolta und Jackson auf dem Weg zu einem "Geschäfts"-Treffen die Gewichtigkeit einer Fußmassage aus, spazieren hier Nene und sein Kompagnon, der lustvolle Gewohnheitsraucher und der nüchterne Risikoanalyst, im Austausch über schicksalhafte vs. kausal bedingte Todesfälle bis vor die schmierige Zimmertür. Es ist eine amüsante Pro-Contra-Nikotin-Debatte, die diese optisch ansprechende Schwarze Komödie zu einer lockeren Farce mit allerdings fragwürdiger Kausalkette macht. Am Ende wird der Glimmstängel das Ableben einiger Unbesonnener beschleunigt haben, ganz ohne hässliche Karzinome.
(Kirsten Dyrda)
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