Offside
Iran 2006
Regie: Jafar Panahi
Darsteller: Sima Mobarak Shahi, Safar Samandar, Shayesteh Irani, Ida Sadeghi, M. Kheyrabadi, Golnaz Farmani, Mahnaz Zabihi, Nazanin Sedighzadeh, M. Kheymed Kabood, Mohsen Tanabandeh, Reza Farhadi
In unseren Regionen gibt es ein klares Bild vom Iran. Mahmud Ahmadinedschad und fundamentale Islamisten haben dazu beigetragen, dass man sich das Land und das Leben dort fast vorstellt wie in Afghanistan unter den Taliban. In mancher Hinsicht mag das annähernd stimmen, und hier soll nichts relativiert werden. Doch gibt es dort auch ein Alltagsleben. Marjane Satrapis Comic-Bestseller "Persepolis" gibt einen Eindruck davon, wie der iranische Alltag wirklich aussieht, zeigt, dass es dort eine Subkultur gibt, subversive Gesten und durchaus ein hedonistisches Leben im Privaten, das dem haarsträubenden Unsinn der Regierung und den fürchterlichen Restriktionen durch die religiöse Macht entgegen steht.Im neuen Film von Jafar Panahi, der wahrscheinlich ebenso wie die Vorgänger zu seinem größten Bedauern nicht im eigenen Land zu sehen sein wird, sehen wir eine Hand voll Mädchen, die im Juni 2005 versuchen, in Jungskleidung zu dem WM-Qualifikationsspiel Iran gegen Bahrain zu gelangen. Die meisten von ihnen werden von der Sittenpolizei erwischt und im Stadion festgehalten, bis das Spiel vorbei ist. Der größte Teil des Films spielt sich hier, wo man das Spiel nur akustisch verfolgen kann, ab. Für die Mädchen ist es eine Qual, das Spiel nicht sehen zu können, und so versuchen sie mit allen Tricks, doch noch etwas von den Ereignissen auf dem Platz mitzubekommen. Dabei entspannt sich ein Dialog zwischen den Mädchen und den Soldaten, die sie bewachen, über die Benachteiligung der Frau im Islam. Mit viel Witz und Raffinesse gestaltet Panahi dieses Szenario zu einem dialektischen Exkurs über Frauenrechte, und es ist für die Mädchen natürlich ein Leichtes, die politische und religiöse Macht der Dummheit und Arroganz zu überführen. In sehr dokumentarischem Stil und beinahe in Echtzeit angelegt geht Panahi die Problematik ganz im Gegensatz zu seinen vorherigen Filmen mit viel Humor an und versucht auch, die Situation der zum Wehrdienst verpflichteten Soldaten vom Lande zu verstehen. Ein durchaus optimistischer Film, der zeigt, dass die Regierung eines Landes nicht mit ihrem Volk gleichzusetzen ist. Ob man deshalb bei der WM für den Iran hätte jubeln sollen? Hm...
(Christian Meyer)
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