Paris kann warten
USA 2016, Laufzeit: 93 Min., FSK 0
Regie: Eleanor Coppola
Darsteller: Diane Lane, Arnaud Viard, Alec Baldwin
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Kulinarisches Road-Movie
Verführung geht durch den Magen
„Paris kann warten“ von Eleanor Coppola
Bisher konnte erst Tochter Sofia nachhaltig aus dem Schatten des Vaters heraustreten: Erst im Mai bekam sie in Cannes den Regie-Preis für „Die Verführten“. Nun bringt auch Francis Ford Coppolas Frau Eleanor ihren ersten Spielfilm ins Kino. Bisher hatte sie sich, die mit der Co-Regie der Dokumentation „Reise ins Herz der Finsternis“ zum Kultfilm „Apocalypse Now“ ihres Mannes erste Filmerfahrungen sammelte, eher als Installations-Künstlerin einen Namen gemacht. In „Paris kann warten“ verarbeitet die 80-Jährige nun eigene Erlebnisse zu einer Roadmovie-Romanze, die auch die Liebe der Coppolas zu Frankreichs Ess- und Wein-Kultur widerspiegelt.
Eigentlich wollte der Hollywood-Produzent Michael Lockwood (unauffällig: Alec Baldwin) nach dem Filmfestival in Cannes mit seiner Frau Anne (Diane Lane) noch ein paar Tage Urlaub machen. Doch da ihn Geschäftliches zu einem Flug nach Budapest zwingt, sie sich aber wegen starker Ohrenschmerzen außerstande sieht, sich dem Höhendruck auszusetzen, vereinbart man, dass Anne mit dem Zug nach Paris vorausfährt und sie von dort ihren Frankreich-Trip starten. Als Michaels französischer Geschäftspartner Jacques Clément (Arnaud Viard) von ihrer kleinen Malaise erfährt, bietet er sich an, Anne mit dem Auto nach Paris mitzunehmen. Da sie davon ausgeht, noch am selben Abend dort anzukommen, nimmt sie das Angebot gerne an. Doch Jacques nutzt die Gelegenheit zu einigen kulinarischen und touristischen Abstechern, um ihr seine Heimat zu zeigen, und auch, um von seinen finanziellen Schwierigkeiten abzulenken: denn er bittet Anne schnell zur Kasse, ob es an der Tankstelle oder im Restaurant ist. Natürlich kennt der Hallodri auch überall Leute, die er Anne unbedingt vorstellen muss. Und ein wenig scheint er auch in die knapp 50-Jährige verliebt zu sein…
Wie gerne hätte man selbst als pubertierender Filmfan die 13-jährige Diane Lane anstelle ihres gleichaltrigen Film-Partners in einem der schönsten Coming-of-Age-Romanzen der Kino-Geschichte („Ich liebe dich – I love you – Je t´áime“, 1979) geküsst. Aber auch mit Anfang Fünfzig wirkt Diane Lane noch äußerst verführerisch, säße man gerne neben ihr im Cabrio. Diesmal rechnet man sich in der Fantasie auch Chancen aus: denn Arnaud Viard, ein Mime aus der zweiten französischen Darsteller-Riege mit wenig schauspielerischem Talent und eher schleimigem Charme, scheint kein ernstzunehmender Gegner. Vielleicht stimmt auch deshalb die Chemie zwischen ihm und Lane nicht, sodass sich Coppola bald auf die Erotik des Essens konzentriert, es aber dabei auch beim Appetit-Anregen belässt. Immerhin schafft sie es, dass man sich all die tollen Speisen, Weine und Sehenswürdigkeiten, von Kathedralen, über malerische Landschaften bis hin zu interessanten (Film-)Museen zu merken versucht, um sie beim nächsten Frankreich-Urlaub zu genießen. 5 Punkte für den kulinarischen Trip, 3 für die unerfüllt bleibende Romanze ergibt 4 Punkte für einen Werbefilm, wie ihn kein Touristenbüro besser hätte in Auftrag geben können.
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