Pippi Langstrumpf in der Südsee
Schweden/Deutschland 1999, Laufzeit: 77 Min., FSK 0
Regie: Paul Riley
Als vor zwei Jahren der erste "Pippi Langstrumpf"-Zeichentrickfilm nach einer dreijährigen Produktionszeit in die Kinos kam, war man sehr gespannt, ob die kleinen (und großen) Astrid Lindgren-Fans die gezeichnete Inkarnation ihrer wohl berühmtesten Figur annehmen würden, hatte sich die "Amerikanisierung" des Stoffes im Jahre 1987 doch eher schwer getan und keine neuen , "modernisierten" Fortsetzungen des Stoffes provoziert. Dennoch scheint der Mythos der literarischen Kultfigur ungebrochen: über eine Million Zuschauer lockte die animierte Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf hierzulande in die Kinos. Grund genug, nun eine Interpretation ihrer Abenteuer im Taka-Tuka-Land nachzuschieben, die man folgerichtig als "Pippi Langstrumpf in der Südsee" ankündigt.Pippi Langstrumpf macht sich mit ihrem Vater auf den Weg ins Taka-Tuka -Land, wo der Käpt´n , sozusagen im "Nebenjob", als König Efraim I regiert. Mit an Bord sind natürlich ihr Pferd "kleiner Onkel", das Äffchen "Herr Nilsson" und ihre beiden Freunde Tommy und Annika - und im Rettungsboot haben sich die beiden Ganoven Donner-karlsson und Bloom versteckt, um den sagenhaften perlen-Schatz in Taka-Tuka zu stehlen. Als sie unterwegs von Piraten überfallen werden, schlägt Pippi sie in die Flucht und auch Donner-Karlson und Bloom suchen das Weite. In Taka-Tuka Gibt es dann weitere Abenteuer zu bestehen, zumal mit Jim und Buck zwei weitere gauner auf den Plan treten, die ein Auge auf die Perlen geworfen haben. Aber auch die gehen leer aus. Als sich die Reisegesellschaft auf die Heimfahrt macht, retten sie unterwegs Donner-Karlsson und Bloom von einer einsamen Insel, geraten in die berüchtigte "Windstille Passage" und schließlich in ein gefährliches Seebeben. Schließlich erreichen Pippi, ihre Freunde und die beiden verhinderten Perlendiebe im Rettungsboot die rettende Küste. Pippi ist zwar überzeugt, einen neuen Kontinent entdeckt zu haben. Aber als sie in die Eisenbahn steigen, bringt diese sie schnurstracks zurück in die Villa Kunterbunt. Wie schon der erste Teil der Zeichentrick-Version kämpft natürlich auch diese Fortsetzung mit dem Manko, daß sie den kleinen Pippi-Langstrumpf-Fans kine Identifikationsfigur aus "Fleisch und Blut" anbieten kann. Dafür kann der handwerklich sauber, wenn auch nicht gerade innovativ gestaltete Zeichentrickfilm - was sich vor allem in den doch etwas flach geratenen Hintergrundszeichnungen niederschlägt - die Möglichkeiten des Genres nutzen, um die "Popeye"-arigen Bärenkräfte von Pippi anschaulich zu illustrieren: Da bricht sie allein mit ihren Füßen dem Schiff ihres vaters eine Fahrrinne durchs Eis, "jongliert" mit den angriffslustigen Piraten, schleudert einen Hai durch die Luft oder drückt das Segelschiff zurück in den Wind. Trotz aller Turbulenz verbreitet die "Inszenierung" dabei keine Hektik, belibt auch auf der heute oft so übermächtigen Soundebene abgenehm zurückhaltend, obwohl man sich die eine wenig "Türilirilü"-artige Musikuntermalung einfallsreicher vorstellen könnte. Und auch die Dialoge sprühen nicht gerade von Esprit. Die Gestaltung verläßt sich einfach auf den bekanntheitsgrad der Geschichte und die beliebtheit der Hauptfigur und versucht erst garnicht, mit irgendwelchen "Neuerungen" das "Lindgren-Stammpublikum" zu irritieren. So kann man sich in diesem für die kleinsten Kinobesucher sicherlich unterhaltsamen Film durchaus auch mit der gezeichneten Version einer ihrer Lieblings-heldinnen anfreunden, ohne dabei der immer noch unübertroffenen Inger Nilsson der Real-Filme gleich die Treue zu brechen.
(Rolf-Ruediger Hamacher)
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