Promises
USA 2000, Laufzeit: 106 Min.
Regie: Justine Shapiro, B. Z. Goldberg, Carlos Bolado
B.Z. Goldberg, ein in Jerusalem aufgewachsener, inzwischen aber in den USA lebender israelischer Journalist, macht sich auf in sein Heimatland, um Kinder zu dem Israel-Palästina-Konflikt zu befragen. Er spricht mit 7 Kindern zwischen 9 und 13 Jahren, die in und um Jerusalem herum leben. Von weltlich geprägten Israelis und Palästinensern zu ultra-orthodoxen Juden, rechten israelischen Siedlern und palästinensischen Hamas-Anhängern, zwischen relativ reich und eher arm, reicht die religiöse, politische und soziale Herkunft der Kinder, die B.Z.¹ interviewt. B.Z. ist selten im Bild zu sehen, seine Fragen hört man hin und wieder, aber in der Regel lässt er die Kinder frei reden, hakt nur hier und dort nach, ohne aber manipulativ zu wirken. Die Eltern der Kinder kommen so gut wie nie zu Wort, sitzen nur manchmal still im Hintergrund. Diese sich selbst zurücknehmende Interviewtechnik lässt dessen Leistung in den Hintergrund treten. Ohne sie hätten die Aussagen, die der Zuschauer zu hören bekommt so aber nicht entstehen können. Die israelischen Zwillinge Yarko und Daniel erzählen auf dem Schulweg von ihrer Angst im Schulbus. Mahmoud erzählt, dass die Hamas die Israelis gerne ärgern¹, in dem sie Busse in die Luft jagt. Es ist absurd, aber es entsteht zumindest für den Zuschauer ein Dialog zwischen diesen Kindern, die nicht miteinander reden. Der Film konstruiert diese Dialoge¹ permanent, und nährt den Wunsch des wirklichen Redens miteinander. Genauso absurd ist ein erster direkter Dialog¹, den Shlomo, ein orthodoxer Jude, der in Jerusalem auf einen palästinensischen Jungen trifft, führt: ein sich gegenseitig etwas abschätzig musterndes Beäugen mündet in einen spontanen Rülps-Wettbewerb. Auch ein Kampf, aber (noch) ohne Gewalt und mit viel Lachen. Nach vielem hin und her bringt B.Z. einige der Kinder die gemäßigter denkenden zusammen. Ein Treffen im Flüchtlingslager Deheishe wird für sie ein unvergesslicher Tag zwischen Fußballspiel, Rauferei, Kuchen essen und miteinander Reden. Am Ende gibt es viel Tränen, und die Befürchtung, dass alles wieder so ist wie vorher, wenn B.Z. abreist (jetzt weint auch er).Zwei Jahre später bestätigt sich die Befürchtung, und der Film fragt resigniert, ob man bei der Geburt beginnen muss, um hier noch nachhaltig vermitteln zu können. Man muss wohl, antwortet dieser großartige, zutiefst menschliche, aber desillusionierende Film.
(Christian Meyer)
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24