Shoppen
Deutschland 2006, Laufzeit: 95 Min., FSK 0
Regie: Ralf Westhoff
Darsteller: Sebastian Weber, Anna Böger, Felix Hellmann, Katharina Schubert, David Baalcke, Julia Koschitz, Martin Butzke, Kathrin von Steinburg, Matthias Bundschuh, Mediha Cetin
In der Großstadt ist der Single eine häufig anzutreffende Spezies. Gerade dort sind die Lebensentwürfe eher auf Selbstverwirklichung ausgerichtet, und das erschwert nicht nur die traute Zweisamkeit, sondern auch die Suche nach einem neuen Partner. Je größer die mögliche Auswahl, desto komplizierter ist es, den oder die Richtige zu finden. Dass sich damit gutes Geld verdienen lässt, zeigen die vielen Partnervermittlungen und Single-Börsen, die es auf dem Markt gibt. Eine modernere Variante ist das sogenannte Speed-Dating, bei dem man/frau sehr effizient möglichst viele potentielle Partner kennen lernen kann. Genau solch eine Veranstaltung hat Ralf Westhoff in seinem Spielfilmdebüt zu einer cleveren Beziehungskomödie verarbeitet. Dabei schöpft Westhoff aus den Vollen. Nicht weniger als 18 Charaktere schickt er auf sein dialogreiches Dating-Karussell und schafft es trotzdem, jeden einzelnen zu charakterisieren. Dabei ist die Speed-Dating-Veranstaltung der Kern des Films und wird vor- und nachbereitet. So entspinnen sich Geschichten, die auf der Höhe des Zeitgeists den Single-Alltag auf humorvolle Art und Weise portraitieren und gleichzeitig das Bild einer individualisierten Gesellschaft zeichnen, in der es schwer geworden ist, zusammen zu kommen.Das Konzept ist einfach, aber gut und erreicht in der Beschränktheit der Mittel eine hohe Authentizität, der etwas Dokumentarisches anhaftet, obschon die ausgefeilten und witzigen Dialoge die Realität gerade so weit überhöhen, dass der Zuschauer reichlich Projektionsfläche für seine eigenen Sehnsüchte findet. Letzteres ist auch den hervorragend agierenden und treffend besetzten Schauspielern zu verdanken.Bei den Hofer Filmtagen im letzten Jahr war "Shoppen" der Publikumsliebling, und tatsächlich beschreitet Ralf Westhoff auf den ausgetretenen Pfaden der Beziehungskomödie neue Wege und bereichert durch die frische und unkonventionelle Machart das Genre.
(Eric Horst)
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