Sommersturm
Deutschland 2004, Laufzeit: 98 Min., FSK 12
Regie: Marco Kreuzpaintner
Darsteller: Robert Stadlober, Kostja Ullmann, Alicja Bachleda-Curus, Miriam Morgenstern, Jürgen Tonkel
Die subversive Schwulenkultur um Undergroundgrößen wie Frank Ripploh, Lothar Lambert, Wieland Speck und Rosa von Praunheim hat in den 80er Jahren neuen Generationen von Homosexuellen den unbeschwerten Umgang mit sich selbst beigebracht. Ein großes Kinopublikum erreichten diese Filme freilich nicht. Im neu angebrochenen 21. Jahrhundert hat sich in Sachen Vorurteile noch nicht viel verbessert. Die jüngste Schwulengeneration wächst nicht mehr mit realistischen Darstellungen gleichgeschlechtlicher Lebensentwürfe auf, sondern wird medial mit "bewegten Männern? und dem Traumschiff Surprise allein gelassen. Selbst Achim von Borries fand in "Was nützt die Liebe in Gedanken? nie wirklich den Mut, auch die Homosexualität angemessen zu thematisieren. Insofern betritt Marco Kreuzpaintner mit "Sommersturm? wieder einmal Neuland, da er mit seinem Film etwas geschaffen hat, was sich anschicken könnte, unter den (homosexuellen) Teenagern zum neuen Kultfilm zu avancieren. Denn viele werden sich in den Hauptfiguren wieder entdecken, sich identifizieren können und damit eine Bestätigung erhalten, die ihnen ansonsten eher verweigert wird. Der Film handelt von unbekannten Gefühlen, die junge Menschen in der Pubertät belasten, von den Schwierigkeiten, sich zu seiner Homosexualität zu bekennen, von den Ängsten heterosexueller Männer, die sich von Schwulen bedroht fühlen, und von den Möglichkeiten, wie man Missverständnisse ausräumen und aufeinander zugehen kann. Das kommt gelegentlich wie eine Art Aufklärungsfilm daher und auf gewisse Weise wird der Film für viele den gleichen Zweck erfüllen wie seinerzeit Thomas Grossmanns Coming-Out-Bestseller "Schwul ? Na und??. Aber Kreuzpaintner gelingt es immer wieder, auch den Humor nicht zu kurz kommen zu lassen, und selbst karikaturhaft angelegte Nebenfiguren rutschen niemals in peinliche Albernheit ab. Das herausragende Darstellerensemble kann sich ohnehin der Sympathien der Zuschauer sicher sein.
(Frank Brenner)
Kneecap
Start: 23.1.2025
Der Brutalist
Start: 30.1.2025
Poison – Eine Liebesgeschichte
Start: 30.1.2025
Maria
Start: 6.2.2025
Mutiny in Heaven – Nick Caves frühe Jahre
Start: 6.2.2025
Heldin
Start: 27.2.2025
Like A Complete Unknown
Start: 27.2.2025
Das kostbarste aller Güter
Start: 6.3.2025
Flow
Start: 6.3.2025
Köln 75
Start: 13.3.2025
Das Licht
Start: 20.3.2025
The End
Start: 27.3.2025
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24