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Sturm

Sturm
D/DK/NL 2009, Laufzeit: 103 Min., FSK 12
Regie: Hans-Christian Schmid
Darsteller: Kerry Fox, Anamaria Marinca, Stephen Dillane, Rolf Lassgård, Alexander Fehling, Drazen Kuhn, Tarik Filipovic, Kresimir Mikic, Steven Scharf, Bent Mejding

Eine Anwältin und eine Zeugin legen sich vor dem Europäischen Gerichtshof mit einem Kriegsverbrecher an.

Die deutschen Vorzeigeregisseure wagen sich zunehmend ans internationale Thrillergenre: Nachdem sich Tom Tykwer mit „The International“, in dem nicht nur die Actionsequenzen bemüht aussahen, verhoben hatte, legt nun Hans-Christian Schmid nach: „Sturm“, eine in Englisch gedrehte, deutsch-dänische Koproduktion, die sich dem fiktiven Fall eines serbischen Kriegsverbrechers annimmt, der vor dem Tribunal in Den Haag steht. Kerry Fox („Intimacy“) spielt darin die Anklägerin Hanna Maynard. Als deren wichtigster Zeuge falsch aussagt, droht der Fall zu kippen. Die serbischen Nationalisten reiben sich daheim bereits die Hände, da kommt Mira (Anamaria Marinca, „4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage“), die Schwester des Zeugen, ins Spiel. Die hat allerdings ihre traumatische Vergangenheit hinter sich gelassen und lebt mittlerweile mit Mann und Kind in Deutschland. Als Hanna sie darum bittet, vor dem Kriegsverbrechertribunal auszusagen, muss sie sich entscheiden zwischen Vergessen und Gerechtigkeit. Währenddessen wächst der Druck auf die beiden Frauen, die nicht nur von Nationalisten bedroht, sondern denen auch von Politik und Richterschaft Barrieren in den Weg gelegt werden.

Hans-Christian Schmid macht fast alles richtig: Anders als Tykwer verzichtet er auf 08/15-Geballer und große Stars und besetzt die Hauptrollen mit Fox und Marinca, die beide überzeugen, deren Gesichter aber nicht allgegenwärtig sind. Das tut dem Film gut, der sich nicht starbesetzt und reißerisch am Genre anlehnt, sondern den Thrill auch ohne schnelle Schnitte und überbordende Action herauszukitzeln vermag. Aus glaubwürdigen Konflikten und Figuren spinnt Schmid ein unspektakulär inszeniertes, aber mitreißendes Drama, das den politischen Konflikt aufgreift, der aus dem Streben der europäischen Richter nach gerechter Strafe und dem Interesse der Europäischen Union an einer harmonischen Zukunft entsteht. Es sind zugleich die zwei Positionen, die Mira, hin- und hergerissen zwischen Hoffnung auf Genugtuung und dem Drang zu vergessen, in sich vereint.

Randfiguren wie Miras Ehemann erscheinen da vergleichsweise trivial gezeichnet, und am Ende macht es sich die Geschichte etwas zu einfach – insgesamt aber vereinbart Schmid in seinem internationalen Debüt Tiefgang und Unterhaltung zu einem runden Thriller, der funktioniert, ohne sich uninspiriert angepasster Genre-Schablonen zu bedienen. Der gelungene Soundtrack von „The Notwist“ bewegt sich dazu sphärisch im Hintergrund.

(Hartmut Ernst)

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