The Dark Knight Rises
USA 2012, Laufzeit: 164 Min., FSK 12
Regie: Christopher Nolan
Darsteller: Christian Bale, Michael Caine, Gary Oldman, Anne Hathaway, Tom Hardy, Marion Cotillard, Joseph Gordon-Levitt, Morgan Freeman
>> wwws.warnerbros.de/batman3
Abschluss einer großen Comic-Trilogie
Zum Roman gemästet
„The Dark Knight Rises“ von Christopher Nolan
Vielleicht ist man von „Dark Knight“ noch zu sehr verwöhnt. Von Heath Ledger als Joker, von der Größe in Epik, Story und Bildern. Von den starken Momenten, die hängen bleiben. Vielleicht ist ein Vergleich ein Fehler. Vielleicht muss man „The Dark Knight Rises“ als eigenständiges Werk sehen. Andererseits muss der Abschluss von Christopher Nolans Batman-Trilogie auch einfach mal die Erwartungen erfüllen, die sich der Regisseur mit den Vorgängern auferlegt hat. Und, leider, leider, muss man dieses neue Batman-Abenteuer als Rückschritt verbuchen, zumindest als kleinen Rückschritt.
Bruce Wayne (Christopher Nolan), der das Batman-Kostüm am Ende des letzten Abenteuers eingemottet und sich mittlerweile ebenso aus dem Geschäftsleben zurück gezogen hat, muss nun doch wieder ran. Denn Superschurke Bane (Tom Hardy) macht Gotham City ernsthaft unsicher. Abgesehen von den Konstanten Morgan Freeman, Gary Oldman und Michael Caine erhält die Fledermaus noch Unterstützung durch Joseph Gordon-Levitt als engagierter Cop und durch Anne Hathaway als scheinheilige Diebin Selina Kyle, die Catwoman ist, ohne dass der Spitzname einmal fällt.
Christopher Nolan besinnt sich einmal mehr auf seine an sich eherne Stärke: Auf großes Epos, auf Tiefe hinterm Blockbuster. Diesmal wünscht man sich irgendwann, er möge Comic einmal Comic sein lassen. Diesmal ist es zu viel der Seele, mit der er einen DC-Comicstreifen zum Roman mästet. Nolan verliert hier, das hatte sich bei „The Dark Knight“ bereits vage angedeutet, das Maß, die Angelegenheit ist angestrengt konfliktüberladen. Die Debatten umkreisen dabei übliche Superhelden-Fragen nach der Sinnhaftigkeit der Maskierung und nach Verantwortung. Bruce Wayne ist scheinbar nach zwei Abenteuern noch immer nicht genug gereift und bedarf weiterhin der Läuterungsversuche alter, weiser Weggefährten. Zu viel Melodram bremst hier ein gesundes Gleichgewicht zwischen Epos und Leichtigkeit aus. Kurzweil kommt zu kurz. Und darin auch die cineastischen, kraftvollen, nachhaltigen Momente Es gibt letzten Endes nur einen großen, brachialen Augenblick, der unvergesslich bleibt und fünf Schlussminuten, die Gänsehaut bescheren. Dazwischen zu viele vorhersehbare Situationen, uninspirierte Sprüche und viel langer Atem.
Heath Ledgers Joker findet nicht nur annähernd ein würdiges Adäquat in Tom Hardys Bane. Hardy kann man keinen Vorwurf machen, es ist die eindimensionale Figur, die nicht hinreichend zieht. Das gilt auch für die Story, die sich zuerst mit vermeintlicher Kapitalismuskritik zeitgemäß gibt. Doch dieser eherne Ansatz verpufft schon bald zur Blase. Auch in Sachen Action liefert „The Dark Knight Rises“ wenig Neues, Erfrischendes. Batman kämpft sich vornehmlich Fäuste schwingend durch die Schurkenriege, selbst wenn zuvor ein Krieg ankündigt wird. Sein neues Vehikel, ein Fluggleiter, der mehr an Science Fiction als an Comic gemahnt, wird unspektakulär verheizt. Auch in Sachen Action sind starke Momente Fehlanzeige.
Was diesem Film im Gegensatz zum Vorgänger gut gelingt, ist der Anschluss an Nolans Batman-Debüt „Batman Begins“. Dabei geht er liebevoll ins Detail und schließt den Kreis mit einem beherzten Ende, das neue Erwartungen weckt: Nolan stellt gelungen und beseelt die Weichen für etwaige Nachfolger.
Der Respekt vor Christopher Nolans Leistung, dem Mainstream-Kino Tiefe und Seele zu verabreichen, mag hiermit leicht getrübt werden, weil er diesmal sein Ansinnen überreizt. Doch Nolan bleibt immer noch groß: Ist das hier am Ende nur „Jammern auf hohem Niveau“, wie ein Kollege bemerkte? Und ja, Christopher Nolan liefert immer noch Niveau und großes Kino. Eine Offenbarung aber ist sein finaler Batman-Streich definitiv nicht.
(Hartmut Ernst)
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24