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The Five Obstructions
Dänemark, Belgien, Schweiz, Frankreich 2003, Laufzeit: 90 Min.
Regie: Jörgen Leth, Lars von Trier
Darsteller: Jacqueline Arenal, Patrick Bauchau, Daniel Hernandez Rodiguez, Alexandra Vandernoot, Jörgen Leth, Lars von Trier, Klaus Niessen, Maiken Algren

Lars von Trier schafft einen erstaunlichen Film über das Filmen und legt gleichzeitig ein Dechiffrierungsmodell über seine eigene Arbeit offen. Und wie nebenbei bewährt er sich als Performancekünstler. Ein hintergründiger und hinterhältiger Metafilm Ist nicht jeder Filmemacher ein versteckter Sadist, der seine Figuren schachbrett- und schaubudenartig anordnet, um in demiurgischer Gelassenheit zuzuschauen, wie sie bestehen oder untergehen? In welcher Form kann ein Filmemacher auf einen anderen reagieren, gar einen Bewunderten, um zu einem wirklichen Dialog aufzulaufen ? Was bedeuten Auflagen und Hindernisse im kreativen Prozess ? Lars von Trier konfrontiert sich in "Five Obstructions" gleich mit allen drei der für das Filmgeschäft wohl zentralsten Fragen. Der Bewunderte ist der dänische Filmemacher und Lebensstilist Jørgen Leth, der 1967 einen asketischen, in schwarzweiß gehaltenen Thesenfilm über den "Perfekten Menschen" gedreht hat. Was zur Zeit der grossen Gesellschaftsutopien eine durchaus diskutable Frage war, wirkt heute angesichts der allgemeinen Degradation des menschlichen Lebens nur noch als unangebrachter Zynismus. Und so bietet Trier Leth einen mephistophelischen Deal an. Er soll seinen Film noch einmal drehen, aber mit fünf Auflagen, die ihm Trier diktieren wird. Bewusst oder unbewusst folgt Trier hier einer inneren Logik, die mit "Breaking the Waves" (1996) als Film über die Selbstaufgabe einer jungen Frau begann, dann über die von ihm mitinitiierte Regelakzeptanz des Dogma-Films (keine Schauspieler, keine künstliche Beleuchtung etc... /vgl. "Idioten", 1998) hin zu einem rein theatralischen Tableau ohne jeden Horizont ("Dogville", 2003) führte. Der letzte Schritt ist nun die Performance, die eine reale Figur gefangen nimmt und sie nach Instruktionen an der Leine führt und abfilmt. Und Trier mobilisiert alles, was einen Filmemacher einschränken kann: die Vorgabe eines Ortes (Kuba), einer Technik (alle 30 Sekunden ein Schnitt), einer Situation (luxuriöses Mahl auf der Strasse mitten im Armenviertel Bombays!) und eines Stils (Zeichentrick). Doch sein Gegenüber ist selbst Filmemacher, der in die Enge getrieben das Blatt kehren kann und Trier zum Objekt seiner Analysen und Einschätzungen macht. Nicht als Opfer, sondern als Forscher, der über die Regeln des kreativen Prozesses seinem Kontrahent auf die Spur kommt, lässt er sich auf Triers Spiel ein. So entsteht, als Film im Film im Film, ein faszinierender Dialog der Bilder und ein Meisterwerk der Filmgeschichte.

(Dieter Wieczorek)

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