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The Guard - Ein Ire sieht schwarz

The Guard - Ein Ire sieht schwarz
IRL 2011, Laufzeit: 96 Min., FSK 16
Regie: John-Michael McDonagh
Darsteller: Don Cheadle, Brendan Gleeson
>> www.guard-derfilm.de/

Makabre Komödie

Von Iren und anderen
„The Guard – Ein Ire sieht schwarz“
von John Michael McDonagh

Polizist Gerry Boyle (Brendan Gleeson) geht an der Westküste Irlands routiniert seiner Arbeit nach. So denn mal welche anfällt. Den Rest der Zeit schäkert der Cop mit seiner todkranken Mutter im Hospital und vertreibt sich die Langeweile mit Guiness, Computerspielen oder Escort-Girls. Eines Tages aber wird in der Stadt ein Drogenschmuggler aufgefunden, der in seiner Wohnung hingerichtet wurde. Gerry nimmt die Sache relativ gelassen, bis plötzlich sein neuer Kollege verschwindet und FBI-Agent Wendell Everett (Don Cheadle, „Hotel Ruanda“, „Iron Man 2“) in der Tür steht, der einem gewaltigen Drogendeal auf der Spur ist. Der Fall schweißt den weltentrückten, mürrischen Cop und den smarten, ambitionierten Yale-Absolventen unfreiwillig zusammen. Damit ist der Grundstein für eine eigenwillig erfrischende, schwarzhumorige Buddy-Komödie gelegt.

Brendan Gleeson, selbst Ire, dürfte dem Kinogänger noch aus „Brügge sehen… und sterben?“ in Erinnerung sein, in dem er sich als irischer Killer melodramatisch, zwischen Melancholie und Irrwitz in der belgischen Provinzhauptstadt verirrt. Diesmal besucht der Ire nicht die Fremde, sondern die Fremde ihn – in Person eines FBI-Agenten. Gerrys Amerikabild fundiert auf dem Eindruck, den er in grauer Vorzeit bei einem Besuch in Disney-World gewonnen hatte. Missverständnisse in Sprache und Kultur, scharfe Zynismen und Beleidigungen sind entsprechend vorprogrammiert und werden von Autor und Regisseur John Michael McDonagh genüsslich ausgeschlachtet. John Michael McDonagh ist im Übrigen der Bruder von Martin McDonagh, dem Regisseur von „Brügge sehen… und sterben?“. Beide Brüder setzen auf eine übersichtliche Figurenkonstellation und entspanntes Tempo, in das der flinke Wortwitz umso pointierter einschlägt. Zugleich vereint ihre Antihelden Sympathie: John Michael McDonagh bricht die Klischees, derer er sich bedient, seine Typen agieren atypisch. Diese Balance aus Gewohnten und Unerwartetem in der Figurenzeichnung verleiht den Schablonen Charakter und Seele. Und so bleibt selbst Gerry kein Clown, sondern wächst einem schließlich ans Herz.

Wie die Figuren, so verschwimmen auch die Genregrenzen. „The Guard“ suhlt sich ebenso in der Cop-Crime-Comedy wie er sich Western-Zitaten bedient. Auf Italo-Western-Elemente greift auch die US-Band Calexico zurück, die mit ihrem Soundtrack ironisch Akzente setzt und den skurrilen Gesamteindruck verstärkt. Der Schauplatz ist ähnlich romantisch verklärt wie das Brügge des Bruders: Die Küstengegend samt Kulissen erscheinen welt- und zeitentrückt, strahlen idyllisch und dreckig in knallsatten Farben. Insgesamt ein runder Spaß für Auge und Zwerchfell, für den John Michael McDonagh auf der Berlinale 2011 mit dem Preis für das beste Debüt geehrt wurde.

(Hartmut Ernst)

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