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The Limey

The Limey
USA 1999, Laufzeit: 90 Min.
Regie: Steven Soderbergh
Darsteller: Terence Stamp, Peter Fonda, Lesley Ann Warren, Luis Guzman, Barry Newman, Joe Dallessandro, Nicky Katt, Amelia Heinle, Melissa George

In "Out of Sight" gelang Steven Soderbergh eine wunderbar Montage, mit der er die Zeit zugleich auflöste und einfror: Als Jennifer Lopez und George Clooney sich nach etlichen überwundenen Hindernissen in einer Hotelbar gegenüber saßen und uns und ihnen klar war, dass ihre gegenseitige Anziehung nun endlich zum Zuge kommen würde, unterbracht Soderbergh den linearen Ablauf und schnitt in die Barszene Bilder ein von dem, was in Hotelzimmer und Bett wenig später noch folgen würde. Gegenwart und Zukunft verschmolzen untrennbar, als hätten die Gefühle des Gauners und der Polizistin ein Loch in die Zeit gebrannt, um, für die Dauer einer Nacht von ihr befreit, zu ihrem Recht zu kommen. Das kunstvolle Spiel mit Rück- und auch Vorblenden oder mit der Verschiebung von Bild und Ton, also den Bruch mit gängigen Erzählkonventionen, nimmt Soderbergh ("Sex, Lügen & Video") nun in "The Limey" wieder auf. Aber was in "Out of Sight" noch den Regeln des Mainstream untergeordnet war, dominiert hier den Film so sehr, dass die Story beinahe nebensächlich wird. Und konsequenterweise ist es ist eine schlichte, geradlinige Geschichte, die hier alles andere als geradlinig erzählt wird: Ein Mann namens Wilson (Terence Stamp), der neun Jahre wegen eines Überfalls im Gefängnis saß, kommt aus England nach Los Angeles, um die Hintergründe des angeblichen Unfalltodes seiner Tochter Jenny aufzuklären. Als er erfährt, dass sie zuletzt mit dem reichen Musikproduzenten Valentine (Peter Fonda) befreundet war, gibt es nichts, was Wilson daran hindern könnte, Valentine zu stellen. Wilson marschiert unaufhaltsam, wie ein Seelenverwandter des Walker aus Boormans "Point Blank", bei dem sich Soderbergh auch in Puncto Montagetechnik manches abgeguckt hat. Aber "The Limey" wäre kaum mehr als eine kühle Fingerübung, ohne die mit Assoziationen aufgeladene Präsenz seiner Hauptdarsteller. Peter Fonda bringt seine ganze "Easy Rider"-Aura ein in die Figur des eitlen wie feigen Plattenproduzenten, der das große Geld in den 60ern machte. Und auch Terence Stamp, dem seine wechselvolle Biographie ins markante Gesicht geschrieben ist, wirkt wie ein Relikt aus dieser Zeit. In den 90ern ist er ebenso fremd wie als Brite mit Cockney-Akzent in Kalifornien. Aber er hat seine Aufgabe zu erledigen. Geschickt benutzt Soderbergh Ausschnitte aus einem frühen Film mit Stamp (Ken Loachs "Poor Cow") als Rückblenden auf Wilsons junge Tage. So funktioniert "The Limey" gleich auf verschiedenen Ebenen als eigenwillige filmische Operation, die die Vergangenheit in der Gegenwart freilegt.

(Christian Seebaum)

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