The Power of the Dog
Großbritannien, Kanada 2021, Laufzeit: 127 Min., FSK 16
Regie: Jane Campion
Darsteller: Benedict Cumberbatch, Kirsten Dunst, Jesse Plemons
>> www.netflix.com/de/title/81127997
Stimmungsvolle Romanadaption
Zwei Außenseiter
„The Power of the Dog” von Jane Campion
Der Neuseeländerin Jane Campion („Bright Star“, „Top of the Lake“) ist im Jahr 2022 geglückt, was in der fast 100jährigen Geschichte der Academy Awards, der Oscars, noch keiner Frau zuvor gelungen ist: Sie ist für den Netflix-Film „The Power of the Dog“ zum zweiten Mal (nach ihrem internationalen Durchbruch im Jahr 1993 mit „Das Piano“) für den Oscar als beste Regisseurin nominiert. Nach wie vor sind Hollywood und die Entscheidungen der Academy of Motion Pictures Arts and Sciences sehr männerzentriert, doch immerhin fallen vier der insgesamt nur acht Oscar-Nominierungen für weibliche Regisseurinnen in den Zeitraum der letzten fünf Jahre, so dass hier durchaus ein Wandel spürbar wird. Mit Kathryn Bigelow („Tödliches Kommando – The Hurt Locker“) und Chloé Zhao („Nomadland“) gibt es in dieser Kategorie mittlerweile sogar zwei Preisträgerinnen, was die Chancen für Campion, dieses Mal ebenfalls nicht leer auszugehen, deutlich erhöht. Auch als Produzentin und Drehbuchautorin von „The Power of the Dog“ kann sie sich Oscar-Hoffnungen machen, der Film hat es insgesamt auf sagenhafte zwölf Nominierungen gebracht.
Im Jahr 1925 führen die gegensätzlichen Brüder Phil (Benedict Cumberbatch) und George Burbank (Jesse Plemons) die elterliche Rinderfarm fort. Phil ist ein Misanthrop, der insbesondere an seinem jüngeren, dicklichen Bruder kein gutes Haar lässt. Als sich dieser in die verwitwete Gasthausbetreiberin Rose Gordon (Kirsten Dunst) verliebt und diese heiratet, kommt es auf der Farm der Burbanks zu weiteren offenen Konflikten. Rose wird dort zur Alkoholikerin, während sich ihr halbwüchsiger Sohn Peter (Kodi Smit-McPhee), der von Phil zunächst aufgrund seiner femininen Art ebenfalls ausschließlich mit abfälligen Äußerungen bedacht wird, schließlich doch mit seinem Stief-Onkel anfreundet und erstaunlicherweise ein Band knüpft, das seiner Mutter unheimlich ist.
Wer Jane Campions bisherige Filmarbeiten kennt, der weiß, dass die Regisseurin einen sehr zurückhaltenden, gelegentlich geradezu entschleunigten Inszenierungsstil pflegt. Dies ist auch bei „The Power of the Dog“ wieder der Fall, der sich sehr viel Zeit nimmt, um die vier zentralen Figuren einzuführen und das Spannungspotenzial zwischen ihnen zu entwickeln. Der Film basiert auf dem erstmals 1967 erschienenen Roman „Die Gewalt der Hunde“ von Thomas Savage und gilt als dessen bestes Werk. Annie Proulx („Brokeback Mountain“) hat den Autor als eines ihrer Vorbilder bezeichnet, und in der Tat lassen sich etliche Parallelen in Setting und Thematik in den jeweiligen Schlüsselwerken dieser beiden Schriftsteller ausmachen. Jane Campion nimmt sich in ihrer Adaption aber noch weiter zurück als Savage selbst, so dass insbesondere die homosexuelle Komponente der Erzählung lediglich angedeutet wird, weswegen „The Power of the Dog“ sicherlich keine Neuauflage von Ang Lees „Brokeback Mountain“ geworden ist. Campion vertraut in erster Linie auf den visuellen Reiz ihrer Bilder (Neuseeland doubelte hier für Montana) und ihr Gespür für die Poesie der Gegensätze, die durch einige formidable Darstellerleistungen exzellent transportiert werden.
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