To Rome with Love
USA/F/I 2012, Laufzeit: 110 Min., FSK 0
Regie: Woody Allen
Darsteller: Woody Allen, Alec Baldwin, Roberto Benigni, Penélope Cruz, Judy Davis, Jesse Eisenberg, Ornella Muti
>> www.toromewithlove.de/
Smarte Boulevard-Komödie
Komisch ironisch
„To Rome with Love“ von Woody Allen
„Midnight in Paris“ hieß Woody Allens letztes Werk, eine beseelte Komödie, die sich gewitzt der Realität entzieht und poetisch durch die Zeit reist. Nun ist der 76jährige New Yorker Regisseur nach England („Match Point“), Spanien („Vicky Cristina Barcelona“) und Frankreich in Italien angekommen und widmet sich vergleichbar nostalgisch der ewigen Stadt. Italien – dieses Land und seine Leute scheinen wie geschaffen für eine beseelte Quasselstrippe wie Woody Allen. Und ja, der vielen fixen Dialoge ist der Autorenfilmer immer noch nicht müde, diesmal darf er gar selbst wieder mitquasseln. Als Opernregisseur im Ruhestand besucht er mit seiner Frau (Judy Davis) die Tochter und den Schwiegersohn in spe. Der Ruhestand lässt dem Künstler auch in Rom keine Ruhe, entsprechend hartnäckig und aufdringlich sucht er im Alltag die große Inszenierung und die Chance auf ein Karrierehoch im Alter. Allerlei weitere Charaktere leben und geistern in und durch die Stadt: Ein Architekturstudent (Jesse Eisenberg) verguckt sich in die Freundin (Ellen Page) seiner Freundin (Greta Gerwig) und wird auf seinem Irrweg von einem Architekten begleitet (Alec Baldwin). An anderer Stelle kommt Biedermann Leopoldo (Roberto Benigni) unverhofft zu Starruhm und kann sich schon bald nicht mehr der Paparazzi-Schar erwehren.
Ein turbulenter, dialogfreudiger Episodenreigen, den Allen mit sommerlichen Bildern und verträumt touristischem Blick einfängt. Anders als sein vergleichbar inspirierter „Midnight in Paris“ bewegt sich Allen diesmal eher im intellektuellen Boulevard: Kurzweil, Tempo und amüsante Verwechslungen bestimmen den Kurs, nicht immer gelingt der intendierte Schritt zur Satire, zu klamaukhaft bleiben die Ansätze, und bloßes Tempo entspricht nicht automatisch gelungenem Timing. Komisch ironisch wird es, wenn sich der Regisseur in seiner Rolle als gealterter Künstler beharrlich dem Ruhestand verweigert. Da spielt Allen gelungen schlitzohrig mit seinem Alter Ego und den Publikumserwartungen.
Trotzdem: Auch wenn die Komödie oberflächlicher angelegt ist als seine letzten Werke, eher episodisch und weniger als rundes Ganzes – sie bewahrt sich noch immer die Qualität eines Woody-Allen-Films. Und der ist nicht nur gewohnt gelungen und prominent besetzt, sondern bleibt immerzu sympathisch geerdet und liebenswert, selbst wenn er sich Klischees bedient, italienischer Klischees in diesem Falle. Und da darf man jetzt vielleicht einmal kleinlaut nachhaken: Hat Woody Allen auf seiner cineastischen Europatour eigentlich auch irgendwann mal Deutschland im Visier? „Midnight in Berlin“, „To Dresden with Love“, „Vicky Cristina Colonia“ – der Gedanke drängt sich vielleicht nicht direkt auf. Andererseits, Woody Allen in der Bundeshauptstadt: exotisch, delikat, jüdisch, kafkaesk. Mit anderen Worten – da wäre großes Kino drin. Das deutsche Kinopublikum mag Allens Witz und belegt damit, dass es ihn entgegen vieler Vorurteile irgendwo hat, den Humor. Also, Mr. Allen – finden Sie ihn. Wir freuen uns auf Sie.
(Hartmut Ernst)
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