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Unsere Ozeane
Frankreich 2009, Laufzeit: 100 Min., FSK 6
Regie: Jacques Perrin, Jacques Cluzaud
Darsteller: Jacques Perrin, Lancelot Perrin, Matthias Brandt

Die Schöpfer von „Mikrokosmos“ und „Nomaden der Lüfte“ schlüpfen in den Tauchanzug und präsentieren eine phantastische Unterwasser-Dokumentation. Je schlechter es um unser Klima und unseren Planeten bestellt ist, desto mehr stürzen sich die Filmemacher weltweit auf die verbliebenen irdischen Paradiese und fangen Bilder ein, solange es noch geht. Ob im weltentrückt märchenhaften Gewand oder dezent kommentiert – der grüne Zeigefinger thront mehr oder weniger drohend über allen Dokumentarfilmen der letzten Jahre, die die Schönheit unserer Erde spiegeln. Die Kameras begleiten die „Nomaden der Lüfte“, folgen den „Wächtern der Wüste“ oder nehmen den „Mikrokosmos“ unter die Lupe. Am liebsten aber tauchen sie ab in die geheimnisvollen Tiefen der Meere. Im Prolog zu „Unsere Ozeane“ stellt ein Kind die Frage: „Was ist das Meer?“ Und man möchte es fragen, ob es denn im Kino die zahlreichen anderen Dokumentarfilme nicht gesehen habe. Kennt man „Atlantis“, „Into the Deep“ oder „Deep Blue“, wird man sich vielleicht fragen, warum die Leinwand nun schon wieder tiefblau wird – noch mehr Flossen, Wellen und Korallen? Hat man aber „Unsere Ozeane“ gesehen, fragt man sich nur noch, warum man trocken geblieben ist: So nah, so lebendig und plastisch hat noch keiner das Leben der Ozeane auf die Leinwand gezaubert. Das gelingt besser und artengerechter als jeder Zoobesuch. Detailreich und greifbar wie ein 3D-Film sind die Bilder, die von den Kamerateams in vier Jahren an 54 Drehorten rund um die Welt eingefangen wurden. Die Leinwand wird zum Hochsee-Aquarium, wenn die Kameras durch Fischschwärme gleiten. Sie wird zum Kriegsschauplatz, wenn zwei Krebs-Heere auf dem Meeresgrund aufeinandertreffen. Und sie entfaltet scheinbar eine bunte Fantasy-Welt, wenn Quallen in allen Farben durch die unendlichen Tiefen schweben. Regie in diesem Spektakel führten Jacques Perrin und Jacques Cluzaud, die bereits für „Mikorokosmos“ und „Nomaden der Lüfte“ verantwortlich zeichneten. Perrin selbst ist es, der im Film den wissbegierigen Jungen an die Hand nimmt und ihm neue Welten eröffnet, die von der Tiefe des Meeres bis ins Weltall reichen: So erwächst im Kino ein Wassertropfen zur Galaxie. Neben dem Blick auf die fremde, bizarre Unterwasserwelt besucht der alte Mann mit dem Kind auch ein Museum und erzählt ebenso von dem Drang der Menschheit zu entdecken und zu verstehen wie von der zerstörerischen menschlichen Gleichgültigkeit gegenüber der sterbenden Umwelt. Perrin und Cluzaud verstehen es, ihre mahnenden Worte ebenso dezent im Fluss des Films zu verankern, wie sich die Filmmusik von Bruno Coulais („Die Kinder des Monsieur Mathieu“) in Zurückhaltung übt. So stimmt hier nicht nur das Bildmaterial, sondern auch der Rahmen. Auch nach diesem Film wird man sich wieder fragen: Was soll da noch kommen? Was kann das noch übertreffen? Wir sind schon gespannt.

(Hartmut Ernst)

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