Väter
Deutschland 2002, Laufzeit: 103 Min., FSK 12
Regie: Dani Levy
Darsteller: Sebastian Blomberg, Maria Schrader, Ezra-Valentin Lenz, Christiane Paul, Ulrich Noethen, Rosel Zech, Rolf Zacher
Architekt Marco, Lehrerin Melanie und Kindergartenzögling Benny: eine moderne Kleinfamilie, in der Haushalt und Familienleben, Karriere und Selbstverwirklichung beider Elternteile zu vereinen versucht wird. Dass ein Tag nicht genügend Stunden für alles in sich birgt, mussten schon andere bemerken. "Wie sich das anfühlt, wenn die Batterien leer sind und man einfach nie genug Schlaf kriegt", hat Dani Levy inszenieren wollen. Es ist ihm vor allem durch überzeugend gesetzte Zwischentöne eindrucksvoll gelungen.Nach wochenlanger intensiver Vorarbeit bekommt Marco sein erstes großes Pro-jekt zugesprochen und vergisst im Freudentaumel sowohl den Hochzeitstag als auch die Medizin für Benny. Ein kleiner Zwischenfall, eine kurze Missstimmung, die schnell bereinigt scheint. Doch mit Wachsamkeit, Anteilnahme und Muße aufein-ander einzugehen, ist den Eltern abhanden gekommen. So folgen liebevollen Mo-menten verbale Nettigkeiten wie, er solle in seinem "Scheiß-Porsche" verrecken und sie solle bloß mal ihr "Frustrierte Hausfrau-Gesicht" ansehen. Bis zum (viel-leicht etwas überzogenen) großen Clash, bei dem Marco die Hand erhebt, Melanie ihre Koffer packt und unter Polizeischutz den verstörten Benny mitnimmt. Es ist nicht so, dass Marco und Melanie ihre Liebe ganz verloren gegangen ist. Ihr Timing stimmt einfach nicht, weder während ihres Zusammenlebens noch nach der Trennung, wenn ihre Wechselbäder der Gefühle aus Sehnsucht, Reue, Ge-sprächsbereitschaft einerseits und Stolz, Trotz, Wut anderseits azyklisch verlaufen. Zum ersten Mal verfilmte Dani Levy ("Meschugge") einen nicht ureigenen Stoff, den er weniger aus ästhetischen Gründen als aus finanziellen Zwängen grobkörnig auf DV-Material drehte. Zwar widmet sich "Väter" auch, wie einst Robert Bentons "Kramer gegen Kramer", dem Kampf um das Sorgerecht auf dem Rücken des Kin-des und bricht eine Lanze für liebende Väter. Doch das laut Levy ausgewiesene Pro-Väter-Plädoyer des ursprünglichen Skripts verwandelte der Regisseur mit sei-ner Drehbuchautorin in eine ausgewogenere Geschichte über die Liebe und mo-derne, durch stete Überforderung explodierende Partnerschaften, ein Umstand, der sich in einem Leben mit Kind noch potenziert, aber keineswegs auf diese Kon-stellation beschränkt.
(Kirsten Dyrda)
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24