Was ist schon normal?
Frankreich 2024, Laufzeit: 99 Min., FSK 6
Regie: Artus
Darsteller: Artus, Clovis Cornillac, Marc Riso
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Komödie als Plädoyer für mehr Toleranz
Bankräuber im Feriencamp
„Was ist schon normal?” von Artus
Man mag sich gar nicht vorstellen, wie die meisten Filmemacher hierzulande mit solch einem Plot umgegangen wären. Vermutlich wäre es über alle Maßen betulich geworden, im Humor platt und entwürdigend oder schlichtweg unsagbar langatmig. Die Franzosen hingegen zeigen schon seit vielen Jahrzehnten ein untrügliches Talent dafür, gesellschaftlich relevante und oftmals auch selten thematisierte „heiße Eisen“ mit leichter Hand in Szene zu setzen, dabei häufig in eine wie geölt ablaufende Komödie zu verpacken und dem Publikum trotz des großen Unterhaltungswertes auch etwas zum Nachdenken mit auf den Weg zu geben. Das ist nun auch bei „Was ist schon normal?“ nicht anders, der sich in Frankreich zu einem echten Hit entwickelte und mit exzellentem Timing von Artus („Meine schrecklich verwöhnte Familie“) geschrieben und inszeniert wurde. Darüber hinaus hat der sympathische Mime auch eine der beiden Hauptrollen übernommen, denjenigen der beiden Gangster, der gezwungen ist, der lieben Tarnung wegen einen jungen Mann mit geistiger Behinderung zu spielen.
Zwei Männer haben gerade einen Juwelier überfallen, und da ihnen die Polizei dicht auf den Fersen ist, müssen sie untertauchen. Da kommt ihnen eine Gruppe Menschen mit geistiger Behinderung gerade recht, die mit dem Bus ins Feriencamp aufbricht. Da sich ein Neuzugang verspätet hat, halten die Betreuer einen der beiden für „Sylvain“ (Regisseur Artus), sein Komplize darf als Begleitperson „Orpi“ (Clovis Cornillac) ebenfalls mitfahren. Widerwillig arrangieren sich die beiden mit der Situation, da die abgeschiedene Hütte, in der die Gruppe ihren Urlaub verbringen wird, bestmögliche Tarnung garantiert. Während sich der grummelige „Orpi“ schwer damit tut, inmitten dieser ungewöhnlichen Clique zurechtzukommen, findet „Sylvain“ schnell Anschluss. Es dauert aber auch nicht lange, bis die Gehandicapten dahinterkommen, dass „Sylvain“ seine Behinderung lediglich spielt …
„Was ist schon normal?“ hat nicht unbedingt den Anspruch, das Leben von Menschen mit geistiger Behinderung realitätsnah ins Bild zu setzen. Immerhin handelt es sich bei Artus‘ Film auch nicht um ein bleischweres Drama, sondern um eine kurzweilige Komödie, bei der man den Authentizitätsgehalt auch schon mal für einen guten Lacher opfert. Aber man merkt schnell, dass das Herz der Filmemacher am rechten Fleck sitzt und es ihnen darum geht, Barrieren zwischen Menschen mit und ohne Behinderung einzureißen und für mehr Verständnis und Toleranz zu werben. Die gehandicapten Figuren sind mit viel Liebe und in etlichen Details gezeichnet, sodass es nicht lange dauert, bis sie das Publikum ins Herz geschlossen hat. Wie man es von einem Feel-Good-Movie dieser Art nicht anders erwartet, werden auch die Gangster im Laufe der Handlung ihr bisheriges Verhalten überdenken und sich mit den sympathischen Außenseitern anfreunden. Den meisten Zuschauer:innen dürfte es am Filmende nicht anders ergangen sein.
(Frank Brenner)
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