Wie im Himmel
Schweden 2004, Laufzeit: 132 Min., FSK 12
Regie: Kay Pollak
Darsteller: Michael Nyqvist, Frida Hallgren, Helen Sjöholm, Lennart Jähkel, Niklas Falk, Ingela Olsson, Per Morberg, Axelle Axell, Lasse Pettersson, Barbro Kollberg, Ylva Loof, Ulla-Britt Norrman-Olsson, Mikael Rahm, Andre Sjoberg
Es scheint jüngst ein beliebtes Motiv zu sein: der blutende Klassik-Musiker. Eine wahrlich merkwürdige Kombination. Zuletzt hat man sie in "Der wilde Schlag meines Herzens" von Jacques Audiard erlebt, wo der wilde Tom hofft, über die klassische Musik seine zerstörerische Kraft zu überwinden und zu sich selbst zu finden. In "Wie im Himmel" sieht man den Karrieristen Daniel, der in der Musik seine traumatische Kindheit überwindet - und doch keine Erfüllung findet. Nasenbluten und ein Ohnmachtsanfall deuten es an: Dieser Weg führt nicht zu der wahren Erfüllung. Der Rückzug in die Einsamkeit und die Konfrontation mit der Kindheit öffnen alte Wunden, ermöglichen aber auch einen Umgang mit ihnen.Kay Pollak nutzt das überschaubare Ensemble der Dorfgemeinschaft, um ganz individuelle Reaktionen auf die gemeinsame Chorarbeit in der Gemeinde zu verfolgen: Spielerisch und ernsthaft zugleich zeigt er,wie die gemeinschaftliche Erfahrung im Kirchenchor die Menschen einander näher bringt und selbstbewusster macht, aber auch lange schwelende Konflikte aufreißt und den Argwohn von Pastor Stig oder dem hilflos brutalen Bauern Conny schürt, bis alle Gefühle offenbar werden, nicht zuletzt die aufkeimende Liebe zwischen Daniel und der jungen Lena, zwischen zwei verletzten Herzen. Als 1986 nach der Premiere von Kay Pollaks Erfolgs-Film "Love me" der schwedische Premierminister Olof Palme ermordet wurde, zog sich Pollak vom Filmemachen zurück. Erst jetzt meldet er sich mit einem neuen Film, der sogleich wieder ein riesiger Erfolg in Schweden wurde. Und das wundert kaum, schafft Pollak es doch, eine wirkungsvolle Balance aus Realismus, Emotionalität und Pathos (oh ja!) in Bilder zu kleiden, die die Atmosphäre des Films und die Entwicklungen der Protagonisten transportieren und die zwischen allem Schmerz und aller überbordenden Schönheit Dank der Eindringlichkeit nie in Kitsch abgleiten. Am Schluss sieht man wieder Blut am Dirigenten. Aber am Ende sehen wir auch wieder den Hoffnung spendenden Chor.
(Christian Meyer)
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