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Zerrissene Umarmungen
E 2009, Laufzeit: 129 Min., FSK 12
Regie: Pedro Almodóvar
Darsteller: Penélope Cruz, Lluís Homar, Blanca Portillo, José Luis Gómez, Lola Dueñas, Rubén Ochandiano, Ángela Molina, Rossy de Palma, Alejo Sauras

Ein Regisseur verliebt sich in eine Schauspielerin. Doch die ist zu ihrem eigenen Leidwesen schon vergeben. Pedro Almodóvar bettet das Melodram in eine phantasievolle Welt.

Es wird wieder bunt. Darauf deutet schon das Kinoplakat zu Pedro Almodóvars neuem Film hin, auf dem Penélope Cruz, Warhol-koloriert und umgeben von sattem Rot, entrückt am Betrachter vorbei blickt. Leidenschaft, Aggression, Blut: Symbolisch durchzieht die Farbe Rot den ganzen Film, der von dem erblindeten Regisseur Mateo Blanco (Lluís Homar) erzählt, der nun unter dem Pseudonym Harry Caine als Drehbuchautor arbeitet. In Rückblenden erfährt man, wie Mateo 14 Jahre früher mit noch gesunden Augen der hübschen Schauspielerin Lena (Penélope Cruz) verfällt. Er gibt ihr die Hauptrolle in seiner ersten Komödie. Lena fühlt sich zu Mateo hingezogen, ist allerdings mit dem Wirtschaftsmogul Ernesto Martel (José Luis Gómez) liiert. Der ist alt, tyrannisch, eifersüchtig und setzt seinen Sohn auf Lena an, der sie bei den Dreharbeiten fortwährend mit der Videokamera observiert. Ein tragisches Eifersuchtsdrama nimmt seinen Lauf.

Willkommen zurück im Almodóvar-Universum: Familiäre Erniedrigungen, erotische Abhängigkeiten, unterdrückte Leidenschaft, Liebe, Lust und Rache – so überbordend farbenfroh und paradiesisch Almodóvars Kino-Welt auch aussehen mag, so anfällig ist sie für Leid und Destruktion. Der Regisseur erzählt erneut ein menschliches Drama, das er künstlich ausstellt – und dabei in jeder Sekunde darauf verweist: Das ist Kino! Film ist bei Almodóvar immer Film, ist Kunst, ein visueller Spielplatz, in dem er menschliche Dramen ansiedelt. Damit vermag er einzigartig weltentrückt zu berühren. „Zerrissene Umarmungen“ schwelgt in der Phantasie seines Schöpfers, der mit einem Ausflug nach Lanzarote, wohin seine Verliebten fliehen, ein adäquates Stück Erde zu seiner Kunst-Welt gefunden zu haben scheint. Eine Vulkaninsel, die der Künstler César Manrique nach seinen Vorstellungen gestaltet hat. Und wenn Lynch-Komponist Angelo Badalamenti dazu seinen edlen melodramatischen Soundtrack beisteuert, scheint die Almodóvar-Welt perfekt.

Es macht Spaß, da zuzugucken. Dramaturgisch vermag Almodóvar diesmal allerdings weniger zu überzeugen. Die Geschichte bleibt, trotz aller Selbstreferenz, Symbolik und Zitatenreichtum, zu profan und langatmig. „Bilder sind die Grundlage seiner Arbeit“, sagt einmal die Managerin über Mateo. Das gleiche gilt auch für „Zerrissene Umarmungen“. Nicht mehr, und nicht weniger. Neben den Bildern überzeugen allerdings auch die Hauptdarsteller. Warum aber Rubén Ochandiano als Ernestos Sohn, der gegenüber seinem Übervater seine homophilen Neigungen unterdrückt, seinen gebrochenen Charakter unfreiwillig komisch bis hin zur Posse ausspielt, bleibt rätselhaft. Es ist ein schönes Cinemascope-Gemälde, das Almodóvar da auf die Leinwand wirft, das aber nicht jeden Betrachter für 128 Minuten bannen wird.

(Hartmut Ernst)

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