Es gibt wunderschöne Zitate, die die Arbeit der Filmmontage beschreiben: „Schnitte in Raum und Zeit“ hat die Editorin Gabriele Voss einen Film über ihren Beruf genannt. Der Dokumentarfilmer Harun Farocki sagte einmal: „Am Schneidetisch wird aus Gestammel Rhetorik.“ Dass hier der poetische Akt der Filmmontage hervorgehoben wird, liegt in der Natur der Sache. Schon George Lucas nannte den Filmschnitt „visuelle Poesie“. Das Festival Filmplus hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen poetischen Raum der Montage zu erforschen. 2001 gegründet von Oliver Baumgarten und Nikolaj Nikitin, hat sich das Kölner Festival schnell als Branchentreff etabliert. Nicht nur, weil die Montage – ein leicht übersehenes Gewerke – hier die angemessene Wertschätzung findet, sondern auch, weil das Festival so liebevoll kuratiert und durchgeführt wird. Hier hat eine Branche ihren jährlichen Familientreff!
Seit 2003 ist Kyra Scheurer für das Festival tätig, seit 2009 Teil der künstlerischen Leitung. Nachdem sich die beiden Gründer 2016 anderen Aufgaben zuwandten, verantwortet Kyra Scheurer nun alleine die Festivalleitung. „2019 ist das dritte Jahr, in dem wir Filmplus in neuer Konstellation veranstalten und ich freue mich wirklich sehr, dass es weiterhin so gut läuft“, zieht sie ein Resümee.
Die personellen Wechsel haben auch inhaltliche Neuerungen mit sich gebracht: Zum Beispiel die Filmplus Akademie, die am Festivalfreitag im Vorfeld der Eröffnung Workshops und eine International Masterclass anbietet und das International Film Editors Forum IFEF, bei dem sich Editoren aus 20 Ländern bei einem moderierten Word Café-Format zum professionellen Austausch treffen. Mit den Filmvorführungen will Filmplusauch eine breitere Öffentlichkeit ansprechen: Zwischen dem 25. und dem 28. Oktober werden alle 15 nominierten Filme in den Kategorien Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilm in Anwesenheit der EditorInnen gezeigt. Darunter sind Spielfilme wie der Kölner Berlinale-Preisträger „Oray“, der sechsfache Lola-Gewinner „Gundermann“ von Andreas Dresen oder der Oscar-nominierte „Joy“ sowie Dokumentarfilme wie die IS-Doku „Of Fathers and Sons“, „Erde“ von Nikolaus Geyrhalter, oder „Nachlass“ von Gabriele Voss. Der Ehrenpreis geht in diesem Jahr an Heidi Handorf, bei der Eröffnung kann man ihre Arbeit an Reinhard Hauffs „Stammheim“ aus dem Jahr 1986 bewundern. Mit dem diesjährigen Gastland USA findet auch Ang Lees zweifach Oscar-nominierter Stamm-Editor Tim Squyres nach Köln. Er hat Lees „Der Eissturm“ im Gepäck und wird im Rahmen des „International Day“ am Samstag, den 26. Oktober, mit weiteren internationalen Gästen über seine Arbeit berichten.
Mit dem Themenschwerpunkt „Grenzschnitte“ verlässt das Festival das Kino, um zu erforschen,wo Montage sonst noch eine Rolle spielt: „Da geht es zu einem Panel zur Live-Montage ins Theater im Bauturm oder ins Museum Ludwig zu einer immersiven Videoinstallationen von Sondra Perry“, freut sich Kyra Scheuer auf den interdisziplinären Programmpunkt.
Filmplus – Festival für Filmschnitt und Montagekunst | 25. - 28.10. | Filmforum, OFF Broadway u.a. | www.filmplus.de
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